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Prof. Dr. med. A. Wirth Bad Rothenfelde, Deutsche Adipositas Gesellschaft

_ Der Studie liegt die gut belegte Annahme zugrunde, dass ein Body-Mass-Index (BMI) > 25 kg/m2 das Risiko erhöht, binnen zehn Jahren an Krebs zu erkranken. Anhand von weltweit erfassten Zahlen aus der Datenbank GLOBOCAN errechneten Forscher nun, welcher Anteil der neuen Erkrankungen im Jahr 2012 tatsächlich auf Übergewicht im Jahr 2002 zurückzuführen war.

In der Gesamtbetrachtung konnte man 3,6% aller 2012 aufgetretenen Karzinome einem erhöhten BMI zuschreiben – insgesamt 481.000 Fälle weltweit. Bei weiblichen Patienten waren es 5,4%, bei männlichen nur 1,9% der Fälle. Unterschiede zeigten sich auch in der Analyse einzelner Krebsarten. Bei Männern waren 33% der Ösophagus-, 17% der Nieren- und 13% der Kolonkarzinome Resultat eines erhöhten BMI. Bei Frauen waren es 34% der Uterus- und Ösophagus-, 32% der Gallenblasen- und 10% der Mammakarzinome.

Auch geografisch ergab sich ein deutliches Gefälle. In Nordamerika war der Anteil der durch Übergewicht induzierten Karzinome am höchsten, in Asien und im südlichen Afrika am niedrigsten. Europa nahm eine Mittelstellung ein. Eine weitere Rechnung ergab, dass 118.000 Erkrankungen hätten verhindert werden können, wenn der durchschnittliche BMI ab 1982 nicht mehr gestiegen wäre.

KOMMENTAR

Viermal mehr Menschen sterben an Herz-Kreislauf-Erkrankungen als an Karzinomen, die aufgrund eines hohen BMI entstehen. Trotzdem ist das Studienergebnis basierend auf Inzidenzraten erschreckend, gerade wenn man sich jene Krebsarten ansieht, die eine gesichert starke Assoziation zu einem hohen BMI haben. Hier hat das Übergewicht einen Anteil zwischen 10% und 30% an der Entstehung. Das war in diesem Umfang bisher nicht bekannt. Die Genese maligner Erkrankungen ist kaum geklärt. Wir wissen aber, dass adipöse Personen hohe Insulin-, IGF-1-, Östrogen- und Leptinspiegel haben. Diese Faktoren wirken proliferativ, mitogen und z. T. entzündlich. Weitere karzinogene Mechanismen sind nachgewiesen.