Wie können Personen identifiziert werden, die ein besonders hohes Risiko für die Entwicklung einer aktiven Tuberkulose haben? Eine Studie aus Madagaskar weist uns den Weg.
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_ Der Tuberkulin-Hauttest wird eingesetzt, um Personen mit latenter Tuberkulose – schätzungsweise ein Drittel der Weltbevölkerung – zu identifizieren. Sie profitieren von einer präventiven tuberkulostatischen Therapie, da etwa 10% von ihnen über Jahrzehnte auch eine aktive Tuberkulose entwickeln.
In einer prospektiven longitudinalen Kohortenstudie in Antananarivo auf Madagaskar wurden 296 asymptomatische Personen mit negativem Röntgenthorax untersucht. Sie lebten im gleichen Haushalt wie Personen mit nachgewiesener aktiver Tuberkulose. 186 Personen ohne derartigen engen Kontakt dienten als Kontrollen
18 Monate lang wurden die Teilnehmer regelmäßig untersucht. Bei Auftreten von Tuberkulose-Symptomen oder einem hochpositiven Tuberkulin-Hauttest wurde in einem Tuberkulosezentrum nochmals ein Röntgenthorax gemacht. Teilnehmer mit gesicherter Diagnose wurden tuberkulostatisch behandelt. Am Ende der Follow-up-Periode hatten 12 von 289 auswertbaren Kontaktpersonen (4,4%) Symptome einer aktiven Tuberkulose entwickelt. Neun davon waren Kinder.
Der BCG-Impfstatus hatte keine Auswirkung auf den Tuberkulintest. Ein positiver Test korrelierte nicht mit dem Fortschreiten zur aktiven Tuberkulose. Allerdings waren Tuberkulose-Symptome signifikant mit einem Anstieg der Monozyten im Differenzialblutbild assoziiert (adjustierte Hazard Ratio: 6,25). Bei hochpositivem Tuberkulin-Hauttest mit einem Durchmesser des Infiltrats ≥14 mm und zusätzlich erhöhten Monozyten lag die Hazard Ratio sogar bei 8,46 (95%-Konfidenzintervall: 1,74–41,22).
KOMMENTAR
Für Asylsuchende ist das Screening auf Tuberkulose vorgeschrieben. Die Thorax-Röntgenuntersuchung bleibt für das Robert-Koch-Institut trotz eines kürzlichen Reviews die Methode der Wahl für Personen ab 16 Jahren. Es erscheint fraglich, ob wir diesen hohen Standard angesichts des Flüchtlingszustroms aufrechterhalten können. Vielleicht müssen wir einfachere Untersuchungen vorschalten, wie sie uns die hier vorgestellte Studie aus einem Drittweltland aufgezeigt hat. Unter Beachtung von Tuberkulintest und Differenzialblutbild ist eine relativ gute prädiktive Aussage der Progression von einer latenten Infektion zu einer aktiven Tuberkulose möglich. Wahrscheinlich müssen wir angesichts der schieren Zahl der Flüchtlinge aus Hochrisikogebieten Abschied nehmen vom gesundheitspolitischen Perfektionismus und uns auf einfachere Verfahren besinnen. Madagaskar macht es vor.
Literatur
Rakotosamimanana N et al. Biomarkers for risk of developing active tuberculosis in contacts of TB patients: a prospective cohort study. Eur Respir J. 2015;46:1095–103
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Füeßl, H.S. Tuberkuloserisiko einfach im Blutbild ablesen. MMW - Fortschritte der Medizin 158, 41 (2016). https://doi.org/10.1007/s15006-016-7814-z
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