_ Mit 21 Jahren spritzte er sich erstmals Heroin, erzählte Patient Lennart B. im Video-Interview. Seit 2008 unternahm er mehrere Substitutionsversuche. Doch Methadon habe ihn „runtergezogen“, er habe sich sediert gefühlt und stark geschwitzt. Unter Buprenorphin litt er unter Schlafstörungen.

Nach sechsmonatiger Therapie mit retardiertem Morphin (Substitol®) fühlt er sich besser: „Es ist überhaupt kein Vergleich zu vorher. Ich bin wacher, rieche und schmecke wieder besser, nehme wieder am Leben teil.“

Das deckt sich mit den Erfahrungen von Dr. Chaim Jellinek, Allgemeinarzt in der Berliner Ambulanz für integrierte Drogenhilfe Neukölln. Auch Studien zeigten, dass retardiertes Morphin im Vergleich zu Methadon das Craving nach Heroin sowie die psychische Belastung mindere und die Patienten zufriedener seien [Hämming R et al. J Subst Abuse Treat. 2014;47:275–81].

Substitute wirken unterschiedlich

Die psychiatrische Komorbidität sollte laut Jellinek die Behandlung bestimmen, da die Substitute sehr unterschiedlich wirkten. So helfe Buprenorphin Patienten mit niedrigem Sucht-Score und geringer psychischer Belastung sowie depressiven, alkoholkranken oder methadonmüden Spritzdrogenabhängigen. Methadon eigne sich eher bei schweren Persönlichkeitsstörungen und Psychosen, verbunden mit Ängsten oder Wahnvorstellungen. Hochdosiertes Methadon bilde eine Mauer um jede emotionale Regung. Dies könne zu Depressionen und Alkoholismus führen.

Ein Viertel der Substituierten konsumiere weitere Opiate. Dies könnte laut Jellinek an einem falschen Substitut liegen. Retardiertes Morphin bewirke ähnliche psychische Effekte wie Heroin und sei daher das ideale Präparat für monovalent Heroinabhängige ohne Zwang, sich zu spritzen, bzw. für therapiereife Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung.