_ Die Dauer der dualen Plättchenhemmung (DAPT) wird je nach zugrunde liegender Erkrankung und Intervention immer differenzierter. Die Entscheidung soll, so Prof. Helge Möllmann, Bad Nauheim, aufgrund von Risikoscores individuell getroffen werden.

Gemäß der neuen Leitlinie wird weiterhin für alle Patienten mit moderatem bis hohem Risiko für ischämische Ereignisse im Rahmen eines akuten Koronarsyndroms (ACS) — und zwar unabhängig von der initialen Therapiestrategie — bei Fehlen von Kontraindikationen eine 12-monatige DAPT mit ASS (Loading Dose 150-300 mg/d, dann 75-100 mg/d) plus Ticagrelor (Brilique®) (180 mg Loading Dose, dann 2 × 90 mg/d) empfohlen. Dies gilt auch für mit Clopidogrel Vorbehandelte. Patienten, bei denen eine perkutane Koronarintervention durchgeführt wird, sollten Prasugrel erhalten, Clopidogrel nur jene, die weder Ticagrelor noch Prasugrel erhalten können.

Ausnahmen

In zwei Situationen wird von diesem Schema abgewichen: Nach Implantation eines Drug Eluting Stents soll bei Patienten mit hohem Blutungsrisiko die Gabe eines P2Y12-Inhibitors auf 3-6 Monate begrenzt werden (Evidenzgrad IIb). Dagegen wird bei Patienten mit ACS ohne ST-Wellen-Hebung empfohlen, nach sorgfältiger Abwägung von ischämischem versus Blutungsrisiko eine über ein Jahr hinausgehende DAPT durchzuführen (Evidenzgrad IIb). Für diese Strategie spricht auch eine aktuelle Metaanalyse [Elmariah S et al. Lancet. 2015;9970:792-8].