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Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Privatpraxis für Integrative Innere Medizin, München

Ein 46-jähriger Bauer wurde von einer Schlange in den Penis gebissen, als er auf freiem Feld sein Wasser abschlug. Drei Stunden später erreichte er eine Nothilfe. Der Patient beschrieb die Schlange als eine „Gunas“. Dieser Name ist in der Gegend für die Levanteotter (Macrovipera lebetina) üblich. Die Vitalparameter des Patienten waren unauffällig, sein Penis war massiv geschwollen und wies zwei hämorrhagische Blasen an den Punktionsstellen der Zähne auf (Abb. A). Die Prothrombin-Zeit lag bei Aufnahme bei 17 s (Referenzbereich < 12), die partielle Thromboplastinzeit bei 34 s (Referenzbereich < 24), der Fibrinogenspiegel war mit 80 mg/dl deutlich erniedrigt (Normalbereich 20–400). Die Dopplersonografie der venösen und arteriellen Gefäße des Penis war unauffällig.

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Geschwollener Penis mit Blasen an den Bissstellen (A), Zustand nach vier Tagen (B).

#x00A9; N Engl J Med. 2015;373:1059

Der Patient erhielt ein polyvalentes Schlangenserum, das er komplikationslos vertrug. Bei einer Nachkontrolle vier Tage nach der Entlassung war die Schwellung des Penis weitgehend zurückgegangen, an der Eintrittsstelle der Zähne hatten sich Nekrosen gebildet (Abb. B). Nach weiteren zwei Wochen waren die Verletzungen ohne Residuen abgeheilt. Leider erfahren wir nicht, in welcher Stellung der Bauer sich erleichterte, aber wahrscheinlich kauerte er sich auf den Boden. Pinkelt der Mann im Stehen, ist eine derartige Verletzung schwer vorstellbar.