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Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Privatpraxis für Integrative Innere Medizin, München

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Chirurgische Gallenblasen-Entfernung.

© Davorin Wagner / Chirurgie im Bild

_ Patienten mit biliärer Pankreatitis werden in der Regel erst etwa sechs Wochen nach der Entlassung elektiv cholezystektomiert. Ein füherer Termin, so die Sorgen, könnte zu einer höheren Komplikationsrate führen. Doch gab es bisher erst eine einzige, relativ kleine und vorzeitig abgebrochene kontrollierte Studie zur Frage, ob eine sofortige Operation Vorteile bringen würde.

In einem multizentrischen Parallelgruppenvergleich an 23 niederländischen Krankenhäusern wurden Patienten mit leichter biliärer Pankreatitis kurz vor ihrer Entlassung in zwei Gruppen randomisiert und entweder innerhalb von drei Tagen oder erst 25–30 Tage später cholezystektomiert. Insgesamt erfolgte dieser Eingriff bei etwa 30% der Patienten in beiden Gruppen. Ausschlusskriterien waren eine Einordnung in die ASA-Klasse 4, ab 75 Jahre auch Klasse 3, eine chronische Pankreatitis und Alkoholmissbrauch. Der primäre Endpunkt fasste Rezidive von Gallenstein-bedingten Komplikationen (Pankreatitis, Cholangitis, Cholezystitis, Cholelithiasis mit der Notwendigkeit endoskopischer Interventionen oder Gallenkoliken) und Tod innerhalb von sechs Monaten zusammen.

Zwischen 2010 und 2013 unterzogen sich 137 Patienten einer Intervall-Cholezystektomie und 129 einer frühzeitigen Operation. Der primäre Endpunkt ereignete sich bei 17% der später und nur bei 5% der früher Operierten. Schwerwiegende perioperative Komplikationen traten nur bei vier Patienten auf. Sie waren auf beide Gruppen gleich verteilt und führten in keinem Fall zum Tode.

KOMMENTAR

Die Untersuchung belegt überzeugend, dass zumindest bei einer leichten biliären Pankreatitis die Gallenblase frühzeitig entfernt werden sollte, um den Patienten weitere Gallenstein-Komplikationen effektiv zu ersparen. Dabei spielte es keine wesentliche Rolle, ob die Patienten eine Papillotomie erhalten hatten, da diese zwar das Risiko für ein Pankreatitis-Rezidiv, nicht aber für eine Cholezystitis oder Gallenkoliken verringern konnte. Die perioperative Komplikationsrate stieg nicht an, wenn die Patienten die Pankreatitis erst vor kurzem überwunden hatten.

Allerdings sollte man eine gewisse „Rosinenpickerei“ nicht verschweigen: Eingeschlossen wurden nur jüngere Patienten mit leichter Pankreatitis. Unter den exkludierten Patienten dürften die Operationskomplikationen deutlich höher liegen. Auch dürfte die frühzeitige Cholezystektomie auf breiter Front schwer zu organisieren sein.