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Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Privatpraxis für Integrative Innere Medizin, München

Ein 28-jähriger Mann bekam seit zwei Jahren immer wieder einmal spontan auftretende Hautulzerationen, aus denen sich Sekret entleerte (Abb. A und B). Sechs Jahre zuvor war bei ihm ein Morbus Crohn diagnostiziert worden, der mit Methotrexat und Adalimumab behandelt wurde. Wegen des Auftretens von Fisteln im Bereich von Dünn- und Dickdarm war er mehrfach operiert worden und hatte nun eine Ileostomie sowie einen Rektumstumpf. Die MRT-Bildgebung der orofazialen Region (Abb. C) und eine Kontrastmitteldarstellung ergaben drei orokutane Fisteln, die von Ulzera in der Mundhöhle ausgingen und auch eine Verbindung zu Zahntaschen hatten. Bei der Extraktion eines Zahnes und der Kürettage der Fistelhöhlen fand man histologisch entzündliches Granulationsgewebe ohne Erregernachweis.

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Hautulzerationen im Gesicht (A, B); von Ulzera in der Mundhöhle ausgehende orokutane Fisteln (C).

© N Engl J Med. 2015;372:e29

Beim Morbus Crohn handelt es sich um eine chronische granulomatöse Entzündung, die jeden Teil des Gastrointestinaltrakts vom Mund bis zum Anus treffen kann. Orofaziale Beteiligungen sind zwar selten, aber besonders unangenehm für den Betroffenen. Obwohl kein Erreger nachgewiesen werden konnte, verschlossen sich die Fisteln nach Zahnextraktion und einer antibiotischen Behandlung. Bei einer Nachuntersuchung ein Jahr später war es im Gesichtsbereich nicht zu einem Rezidiv gekommen. Die tief eingezogenen Narben wird der Patient behalten. Sie geben auch eine Vorstellung davon, wie leicht eine derart intensive Narbenbildung im Bereich des Dünndarms zu fatalen Stenosen führen kann.