_ Eines Tages hatte eine „Lichtgestalt“ der klassischen Musik unsere Praxis betreten, und meine Helferinnen waren quasi über Nacht zu glühenden Opernfans mutiert. Schon bald warfen wir uns in Schale, um ihn in Aktion zu sehen. Das steigerte die Begeisterung noch, und so sind unsere Opernbesuche mittlerweile Tradition geworden.

Letztes Mal lud ich mein Team zum „Barbier von Sevilla“ ein. Ich hatte die Oper im Sommer in der Arena von Verona gesehen und war begeistert, sie auf unserem Darmstädter Spielplan wiederzufinden. Normalerweise bereiten wir uns immer gut auf das Ereignis vor, aber diesmal war die Zeit knapp. So holte ich CD-Player und Libretto in den Anmeldebereich der Praxis. Es war schon gegen Ende der Sprechstunde und die paar Patienten, die noch im Wartezimmer waren, mussten da jetzt durch. Ich schaltete die Musik ein und erklärte kurz den Inhalt. Die Helferinnen sollten sich schon mal „einhören“.

Dem jungen Mann in meinem Sprechzimmer erklärte ich, was Sache war. Unversehens fand ich mich im Gespräch mit einem Experten wieder: Ein Geiger saß mir gegenüber. Zunächst skeptisch, erwärmte er sich für die Musik, und wir konnten ihn mit dem Opernvirus anstecken. Und als der Figaro sein unschlagbar schnelles und allseits bekanntes „Figaro su, figaro giù, pronto prontissimo son come il fulmine“ sang, wussten wir: Das ist jetzt unsere Praxishymne. „Bravo, bravissimo; a te fortuna non mancherà!“