figure 1

Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Privatpraxis für Integrative Innere Medizin, München

Ein 40-jähriger Mann stürzte mit dem Mountainbike im Gelände unglücklich und spießte sich dabei einen 2 cm dicken Ast in den Hals. Der Mann versuchte nicht, den Ast zu entfernen und war in der Lage, aus eigenen Kräften eine Nothilfe aufzusuchen. Im Computertomogramm stellte sich ein Fremdkörper in den Weichteilen der linken Halsseite in Höhe des Schildknorpels dar, der das Platysma durchbohrt hatte, 1,6 cm tief eingedrungen war und mit der Spitze am Vorderrand des M. sternocleidomastoideus lag (Abb. A). Hinweise auf eine Verletzung von Gefäßen oder der Trachea ergaben sich nicht (Abb. B).

figure 2

CT: Fremdkörper in der linken Halsseite im (A), Situs: herausragender Ast (B).

© N Engl J Med. 2015;373:366

Obwohl es im vorliegenden Fall nicht nötig gewesen wäre, hat der Mann klug gehandelt, den Ast nicht zu entfernen. Penetrierende Fremdkörper, die wichtige Gefäße verletzen, wirken als eine Art Tamponade. Dadurch werden bis zur diagnostischen Klärung und chirurgischen Entfernung oft größere Blutungen verhindert. Der Ast wurde im Operationssaal unter Narkose entfernt, die Wunde inspiziert, gespült und verschlossen. Der Patient erholte sich rasch ohne weitere Folgen.

Über Jahrzehnte wurden in Hollywood-Filmen zahllose Pfeile und Messer aus den Körpern furchtloser Helden gezogen. Die Menschen sind daher sicher, dass man Fremdkörper sofort aus dem Wundkanal entfernen muss. Die Realität ist eine andere. Auch wenn es einem möglichen Ersthelfer schwer fällt: Es ist besser, das Messer oder die Eisenstange stecken zu lassen.