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Prof. Dr. med. P. Schwarz Medizinische Klinik und Poliklinik III, Universitätsklinikum Dresden

_ Dass eine Periodontitis das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöht, ist bekannt. Eine Studie mit 300 Nicht-Diabetikern zwischen 20 und 55 Jahren untersuchte nun den Zusammenhang mit der Vorstufe Prädiabetes. Bei 18% der Patienten lag gemäß den internationalen Klassifikationen ein Prädiabetes vor.

Bei 58% der Probanden stellten die Forscher eine mittlere bis schwere Periodontitis fest. Für diese Gruppe errechnete sich eine 1,74-fach erhöhte Prävalenz von Prädiabetes. Von den 11 identifizierten Bakterienspezies waren einige besonders gut als Prädiktoren für Prädiabetes geeignet. Bei Vorliegen von Porphyromonas gingivalis war die Prävalenz um den Faktor 3,41 erhöht, bei Aggregatibacter actinomycetemcomitans um 2,48 und bei Treponema denticola um 1,99.

Insgesamt war ein höheres Kolonisationslevel für spezifische periodontale Mikrobiota bei nicht diabetischen Erwachsenen direkt mit einer höheren Prävalenz für Prädiabetes assoziiert. Für die Autoren unterstreicht das den Stellenwert von Zahnschutz und Zahnpflege in der öffentlichen Gesundheitsvorsorge. Immerhin sind periodontale Bakterien auch an der Entstehung kardiovaskulärer und anderer chronischer Erkrankungen beteiligt.

KOMMENTAR

Zähneputzen beugt erhöhtem Diabetesrisiko vor — das ist das einfache Fazit der Studie. Die Ergebnisse sind beeindruckend. Bestimmte periodontale Bakterien erhöhen das Prädiabetesrisiko so stark wie ein BMI von 33. Letzterer ist gar nicht so leicht loszuwerden. Zähneputzen ist da viel einfacher. Die Autoren zeigen, dass die meisten Mundbakterien das Prädiabetesrisiko zwischen 2- und 3,5-fach erhöhen und nur wenige einen geringen oder, zumindest auf dem Papier, sogar „protektiven“ Einfluss haben. Auch wir als Nichtzahnärzte sollten überlegen, was das für unsere Arbeit bedeutet.

Zähneputzen ist sicher der erste Schritt, löst aber nicht alle mikrobiellen Probleme im Mund — vor allem, wenn tiefe Zahnfleischtaschen vorliegen. Antimikrobielle Mundwasser sind meines Erachtens sehr wenig untersucht, und es wird eher davon abgeraten. Sollten wir da nicht viel stärker auch einen Blick auf den Zahnstatus des Patienten lenken und ihn zum Zahnarzt schicken?

Wenn die Ergebnisse dieser Studie stimmen, ist der Einfluss der Bakterienflora im Mund auf das Entstehen eines Diabetes und auf den Behandlungserfolg sehr groß. Wir sollten immer im Kopf haben, dass man mit guter Zahnhygiene den Diabetes in großen Teilen wegputzen kann.