_ Als sie von dem Konzept hörten, gaben der Internist Dr. Andreas Mohr und sein Praxispartner, Hausarzt Dr. Bernhard Greiling, ihren Praxisstandort in exklusiver Lage ohne großes Zögern auf. Von Beginn an waren sie von dem interdisziplinären Konzept der Praxisklinik Travemünde überzeugt. Anders als an ihrem früheren Standort können sie heute bei Bedarf Rat bei Kollegen in anderen Praxen oder eine Etage höher bei den Klinikkollegen einholen.

Vor zehn Jahren war das Konzept der Praxisklinik brandneu: Eine Etage für die stationäre Versorgung, eine für die ambulante. Inzwischen haben andere Regionen das Konzept kopiert, und die Akteure der ersten Stunde möchten auf die sektorenübergreifende Kooperation schon lange nicht mehr verzichten. Allerdings mussten sie dafür auch einige Widerstände überwinden. Mohr erinnert sich, dass die überschaubare Einrichtung von Spöttern einst als „Spielzeug-Krankenhaus“ betitelt wurde.

Die Lage in einem Gewerbegebiet schreckte sie nicht. Heute ist die Umgebung längst erschlossen und die Verkehrsanbindung mit einer Bushaltestelle vor der Tür gewährleistet. Auch die Vorbehalte externer Praxisinhaber haben sich gelegt. Oft nehmen Hausärzte an den Visiten auf der stationären Etage teil. Kollegialer Austausch wird hier täglich gelebt.

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Die freundlichen Chirurgen aus dem Erdgeschoss: Dr. Rafael Kunze, Uwe Knapp und Dr. Laif Casper (v. l.).

© D. Schnack

Keine langen Wartezeiten

„Wenn bei einem meiner Patienten etwas chirurgisch abgeklärt werden muss, wird er ohne lange Wartezeit in der benachbarten Praxis untersucht“, sagt Mohr. Auch die Zusammenarbeit mit den Kollegen auf der stationären Etage bezeichnet er als gut.

In der Praxisklinik sind eine chirurgische, eine internistisch-allgemeinmedizinische, eine HNO- und eine Dialysepraxis untergebracht. Neben der kleinen stationären Abteilung mit Schulterzentrum und Schmerzklinik, die von den Sana Kliniken Lübeck betrieben wird, finden sich auch eine Apotheke, ein Sanitätshaus, eine Physiotherapie und ein Hörgeräteakustiker in der Praxisklinik. Alles in allem arbeiten rund 60 Menschen hier.

Das Stadtteil-Krankenhaus in Travemünde führt laut Geschäftsführer Klaus Abel zu einer deutlichen Entlastung am Sana-Haupthaus in der Innenstadt. Gebaut wurde es als Ersatz für das nicht mehr wirtschaftlich zu betreibende Priwall-Krankenhaus. Damit gingen eine Verkleinerung und eine Neuausrichtung einher. Heute werden jährlich 1.200 stationäre und 600 ambulante Patienten von den Klinikärzten behandelt. Eine deutlich höhere Frequenz herrscht in den Praxen im Erdgeschoss.

Neben kurzen Wegen, gemeinsamer Gerätenutzung und kollegialem Austausch gibt es einen weiteren Vorteil des Konzepts: Ärzte können in Klinik und Praxis tätig sein. Dr. Laif Casper betreibt gemeinsam mit zwei Partnern die chirurgische Praxis im Erdgeschoss und ist zugleich Ärztlicher Leiter auf der 25 Betten-Station eine Etage höher. Vorher war er Oberarzt bei den Sana Kliniken — den Wechsel hat er nie bereut.