_ Wenn bei einem Notfallpatienten im Alter über 70 Jahren in der Eigen- oder Fremdanamnese von einem plötzlichen Verlust von Mobilität, Fähigkeit zur Ausführung von Alltagsaktivitäten oder Selbstständigkeit berichtet wird, sollten laut Dr. Arnulf Isak vom Klinikum Klagenfurt in Æsterreich die Alarmglocken schrillen.

Ältere Patienten werden anhand der herkömmlichen Triagesysteme häufig falsch eingeschätzt. Das liegt unter anderem an dem häufig atypischen Verlauf. Jeder fünfte geriatrische Patient weist unspezifische Beschwerden auf:

  • Kein Fieber als ansonsten typisches Kardinalsymptom selbst bei schweren Infektionen

  • Kein Husten trotz Atemwegsinfektion

  • Keine Dysurie trotz Harnwegsinfektion

  • Bei Exsikkose kein pneumonisches Infiltrat im Röntgen

  • Entzündungsparameter im Labor oft nur gering erhöht

  • Atypische, stumme Myokardinfarkte, oft nur kardiale Dekompensation

  • Bei akutem Abdomen nur milde oder fehlende Symptome.

Stattdessen ist der Allgemeinzustand verschlechtert, es kommt zu Verwirrtheit und Delir, Stürzen und Nahrungsverweigerung.

Dazu kommt das hohe Interaktionspotenzial der im Alter häufigen Polypharmazie. Nebenwirkungen wie akut zunehmende Niereninsuffizienz, Störungen des Wasser- und Mineralstoffhaushaltes, Herzrhythmusstörungen, Delir, gastrointestinale Blutungen, anticholinerges Syndrom oder Serotoninsyndrom sind nach Isaks Erfahrungen häufige Gründe für die Vorstellung in der Notaufnahme. Damit es nicht so weit kommt, sollte man die Medikation bei Älteren grundsätzlich mit der Priscus-Liste abgleichen, in der für geriatrische Patienten wenig oder nicht geeignete Medikamente aufgeführt sind (www.priscus.net).