_ Bei einer Dysphagie denkt man primär an einen Tumor, eine entzündliche Striktur bei Refluxkrankheit oder eine Achalasie. „Eine gar nicht so seltene Ursache ist aber die eosinophile Æsophagitis“, erläuterte Prof. Alain Schöpfer, Lausanne, Schweiz. Auch bei Patienten mit einer therapierefraktären Refluxkrankheit sollte man an diese Erkrankung denken. Nicht selten werden diese Patienten auch mit einer Bolusobstruktion vorstellig.

Endoskopie kann unauffällig sein

Häufig wird dieses Krankheitsbild bei der endoskopischen Untersuchung jedoch nicht erkannt, d. h. ein endoskopischer Normalbefund schließt diese Erkrankung nicht aus. Deshalb sollte man auch bei einem unauffälligen endoskopischen Bild immer Biopsien entnehmen. Die Diagnose wird letztendlich erst durch den Nachweis einer eosinophilen Entzündung, die zu einer ösophagealen Dysfunktion führt, gesichert oder ausgeschlossen.

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Eine unauffällige Endoskopie schließt eine eosinophile Æsophagitis nicht aus.

© Klaus Rose

Zu den typischen endoskopischen Befunden, die an eine eosinophile Æsophagitis denken lassen sollten, gehören: Schleimhautlängsfurchen, Schleimhautringe, weiße Papeln, granuläres Schleimhautrelief und Strikturen.

Allergische Erkrankung?

Die Pathophysiologie der eosinophilen Æsophagitis ist noch nicht vollständig geklärt. Bei den meisten Betroffenen liegt aber eine allergische Diathese vor. So haben Asthmatiker ein 2,5-fach und Patienten mit einer Nahrungsmittelallergie sogar ein 3,7-fach erhöhtes Risiko. Als Trigger kommen aber nicht nur Nahrungsmittel- sondern auch Inhalationsallergene in Frage. Für einen möglichen Zusammenhang mit Inhalationsallergenen spricht auch das gehäufte Auftreten der Erkrankung im Frühling und Frühsommer.

Erst PPI

Primär empfiehlt sich grundsätzlich eine Behandlung mit einem Protonenpumpenhemmer (PPI), die häufig erfolgreich ist. Tritt nach achtwöchiger PPI-Behandlung keine Besserung ein, ist ein Therapieversuch mit topischen Steroiden wie Budesonid oder Fluticason angezeigt. „Aber auch diätetische Maßnahmen, genauer gesagt eine 6-Food-Eliminationsdiät, ist nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen sehr wirksam“, erklärte Schöpfer. Dabei sollten Milcheiweiß, Soja, Weizen, Eier, Nüsse und Meeresfrüchte vermieden werden. Damit werden bei Kindern Remissionsraten von mehr als 70% erreicht.

Wichtig ist eine konsequente Langzeittherapie, da sich ansonsten ein Remodelling mit narbigen Strikturen entwickeln kann.

Bei Patienten mit Strikturen oder Bolusobstruktionen, die unter einer topischen Steroidtherapie keine Besserung zeigen, besteht die Indikation für eine endoskopische Dilatation.

FAZIT FÜR DIE PRAXIS

  1. 1.

    Bei Patienten mit einer Dysphagie oder Bolusobstruktion sollte immer an eine eosinophile Æsophagitis gedacht werden.

  2. 2.

    Endoskopisch kann die Schleimhaut unauffällig erscheinen.

  3. 3.

    Deshalb sollten immer Biopsien entnommen werden.

  4. 4.

    Primär empfiehlt sich therapeutisch ein PPI, im zweiten Schritt ein topisches Steroid.

  5. 5.

    Auch bei Erwachsenen ist eine 6-Food-Eliminationsdiät wirksam.