Ärztliche Erfahrung beschränkt sich nicht auf medizinisches Fachwissen. Sie entsteht auch aus den mehr oder minder alltäglichen, heiter, ärgerlich oder nachdenklich stimmenden Erlebnissen mit Patienten, Kollegen und Mitarbeitern. Senden Sie uns Ihre Geschichte an: cornelius.heyer@springer.com.
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_ Kernig ist die ältere Dame, die sich heute zum Vorgespräch für eine Akupunkturbehandlung ihrer lästigen Rückenschmerzen bei mir vorstellte. Ich kenne sie seit Jahren und habe wirklich Mitleid mit ihr, weil sie kaum noch in den Schlaf findet.
Heute aber hatte ich ernsthafte Probleme damit, das Grinsen von meinem Gesicht fern zu halten, das sich immer wieder einschleichen wollte. Ich starrte immer nur auf die Mütze, die meine Patientin noch trug, weil sie eben aus der unwirtlichen Kälte hereingeschneit war. Auf der schwarzen Mütze prangte in den typischen rot-gelb-grünen Farben ein Marihuana-Blatt. Sollte es sich bei der freundlichen Seniorin etwa um eine Cannabis-Aktivistin handeln? Eine weibliche Version des Grünen-Politikers Hans-Christian Ströbele („Gebt das Hanf frei!“)?
Irgendwann konnte ich mir die Frage nicht mehr verkneifen: „Wissen Sie, was Sie da spazieren tragen? Sind Sie ein Freund des Feierabend-Joints?“ Sie schaute mich verständnislos an und lächelte breit, als sie erfuhr, was das hübsche Muster auf ihrer Wintermütze bedeutet. „Die hat mir meine Schwester geschenkt!“, sagte sie. Wir beide glauben nicht, dass diese wusste, was sie da verschenkte. Oder doch? Manche stillen Wasser sind ja tief!
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Höllering, F. Die Cannabis-Aktivistin. MMW - Fortschritte der Medizin 157, 24 (2015). https://doi.org/10.1007/s15006-015-3715-9
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