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Prof. Dr. med. H. Holzgreve

Internist, Kardiologische Praxis, München

_ In einer multizentrischen Studie wurden 854 Patienten mit einer ersten idiopathischen Thromboembolie und Ausschluss aller üblichen Ursachen (Thrombophilie, Immobilisation usw.) nach Zufallskriterien in zwei Gruppen eingeteilt. Eine durchlief das übliche Tumorsuchprogramm bestehend aus Laboruntersuchungen, Röntgen des Thorax sowie einem Screening auf Mamma-, Zervix- und Prostatakarzinom. Die zweite wurde einer erweiterten Diagnostik mittels CT unterzogen, die eine virtuelle Gastro- und Kolonoskopie sowie die Darstellung von Leber, Pankreas und Harnblase umfasste. Verdachtsbefunde wurden weiter abgeklärt. Alle Patienten wurden ein Jahr lang beobachtet.

Im ersten Jahr nach der Randomisierung wurden 33 (3,9%) neue maligne Tumoren entdeckt. Bei den 431 Patienten mit üblicher Diagnostik wurden 14 (3,2%) Eintitäten gefunden, bei den 423 Patienten mit erweiterter Tumorsuche waren es 19 (4,5%, p = 0,28).

Am Ende der Nachbeobachtungszeit stellte sich heraus, dass bei der üblichen Suche 4 und bei der erweiterten Suche 5 Malignome übersehen worden waren (p = 1,0). Auch bei anderen Kriterien wie der Dauer bis zur Karzinomdiagnose und der karzinomspezifischen Mortalität ergaben sich keine signifikanten Unterschiede.

KOMMENTAR

Wir wissen aus Übersichtsarbeiten, dass bei 6,1% der Patienten mit einer ersten idiopathischen Thromboembolie durch die übliche Tumorsuche ein Karzinom entdeckt wird. Im Verlauf eines Jahres steigt diese Rate auf 10%. Ob und mit welchen Maßnahmen man die Diagnose dieser okkulten Tumoren vorverlegen kann, ist nicht geklärt.

Die vorliegende Studie hat gezeigt, dass eine intensivierte Tumorsuche mit umfangreichem CT-Spektrum zum Zeitpunkt der Thromboemboliediagnose keine weiteren Karzinome frühzeitig zu entdecken vermag. Das Protokoll war so angelegt, dass 3 von 4 unentdeckten Karzinomen (Risikoreduktion um 75%) mit einer Wahrscheinlichkeit (Power) von 80% entdeckt worden wären.

Mit den bisher üblichen Maßnahmen – Anamnese, körperliche Untersuchung, Labortests, Röntgen des Thorax sowie alters- und geschlechtsspezifische Tumorsuche – wird nur ein Karzinom pro 100 Patienten übersehen. Ein zusätzliches CT bringt keinen Zusatznutzen, aber eine Strahlenbelastung, die 442 Röntgenaufnahmen des Thorax entspricht.