_ Wir müssen es uns wohl eingestehen: Das Leben eines Hausarztes ist kein glamouröses. Wer sich im Inneren eher als Filmstar mit großer Fangemeinde sieht, wird in unserem Beruf oft Frustrationen erleben. Selbst der Mittelstürmer des Lokalvereins oder der uniformierte Polizist erregen auf der Straße meist mehr Aufsehen als unsereiner. Das heißt nicht, dass es keine Ausnahmen gibt.

Neulich war ich auf dem Weg in die Praxis, als neben mir plötzlich der Stadtbus seine Geschwindigkeit zurücknahm und mich im Schritttempo begleitete. „Der will jetzt wohl hoffentlich nicht nach dem Weg fragen“, dachte ich und nahm Blickkontakt mit dem Fahrer auf. Ich schaute — das zumindest ist für Hausärzte ja nicht ungewöhnlich — in ein bekanntes, strahlendes Gesicht. Der Fahrer, mein Patient, winkte mir überschwänglich zu.

Seine Passagiere derweil renkten sich die Hälse aus, um durch die großen Fenster einen Blick auf die Erscheinung zu erhaschen, die da den ÖPNV zum Erliegen brachte. Brigitte Bardot war es nicht, nur ich. Der Busfahrer hatte seinen Gesundheitstest bei mir bestanden und damit seine Lizenz zum Fahren eines riesigen Gelenkbusses erworben. Für ihn war damit offenbar ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen.

Dafür schenkte er mir jetzt 20 Sekunden Promi-Gefühl. Netter kann man sich nicht bedanken, finde ich.