figure 1

Im Getränkemarkt locken seit einiger Zeit aromatisierte Wässer.

© Kzenon / Fotolia

_ Von Zeit zu Zeit führe ich im Rahmen eines Gesamtkonzepts bei geplanter oder überstandener Adipositaschirurgie eine Ernährungsberatung durch. Am Ende eines langen Tages kam als letzter Patient in der Spätsprechstunde ein Mann, der diese Operation seit geraumer Zeit hinter sich hatte und nun in Sachen Ernährung meine Hilfe in Anspruch nahm. Er hatte seit der OP bereits 40 kg abgenommen; aus ihm war ein vergleichsweise fitter und wieder geformter Herr geworden, der dank des Gewichtsverlusts deutlich an Lebensqualität gewonnen hatte. Als Residuum war ihm ein ausgeprägtes Sodbrennen geblieben, welches keiner medikamentösen Therapie zugängig war.

Bekanntermaßen helfen hier die allgemeinen Maßnahmen, die allesamt missachtet wurden. Insbesondere konnte der Patient nicht auf seine geliebten kohlensäurehaltigen Softdrinks verzichten. Nach mehreren Beratungen kam er an diesem Abend ganz stolz mit der frohen Botschaft, dass seine „bessere Hälfte“, die er erst seit wenigen Wochen kannte, ihm „Wellness-Wasser“ empfohlen habe. Dies würde ihm gut tun und sein Gewissen erleichtern.

Auf die Nachfrage, welchen Inhalts dieses Wasser sei, antwortete er, dass dort nur Wasser mit Kohlensäure und „ganz wenig Geschmack“ drin sei. Dies habe seine neue Freundin als deutliche Verbesserung seiner bisher nicht zielführenden Getränkegewohnheiten gewertet. Nachdem er das Sprechzimmer verlassen hatte, notierte ich mir in der Kartei: „Leider aussichtlos“.

Am nächsten Tag gestand mir meine Mitarbeiterin, dass sie die neue bessere Hälfte sei und ihm diesen offensichtlich nicht ganz hilfreichen Tipp gegeben habe. Dieser Patient hatte zwar nicht an Weisheit, dafür aber an Glück dazugewonnen.