_ Sie haben die Größe kleiner Tintenpatronen für Füllfederhalter, werden über einen Katheter von der Leiste aus in das rechte Herz vorgeschoben und dort von innen am Myokard verankert: Zwei neue Schrittmacher-Systeme, Nanostim von St. Jude und das Micra-System von Medtronic, machen sich auf, die Schrittmachertechnologie zu revolutionieren, zumindest für den relativ kleinen Anteil der Patienten, die ein Einkammer-Device benötigen.

Der Vorteil der neuen Geräte besteht darin, dass sie ohne Kabel und Elektroden auskommen, die bei herkömmlichen Schrittmachern Anlass für Komplikationen sein können. Zudem sind sie viel kleiner und die Implantation ist angenehmer: Sie werden in einem halbstündigen Kathetereingriff implantiert. Die Batterie-Haltbarkeit scheint bei zehn und mehr Jahren zu liegen.

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Kabelloser Schrittmacher wird platziert.

© St. Jude Medical, 2015

Hoher Implantationserfolg

Beim Kongress der European Heart Rhythm Association im Juni in Mailand wurden Interimsergebnisse des Micra-Systems bei 140 Patienten berichtet: Erfolgreiche Implantation bei 100%, kein Todesfall, ernste Komplikationen bei 5,7% der Patienten, zwei längere Krankenhausaufenthalte, gute elektrische Performance des Schrittmachers.

Beim ESC-Kongress wurden Ergebnisse der LEADLESS-II-Studie nach Implantation des Nanostim-Devices bei 526 Patienten in den USA, Kanada und Australien berichtet: Implantationserfolg bei 96% der Patienten, kein Todesfall, ernste Komplikationen bei 6,7% der Patienten — das ist weniger als bei herkömmlichen Schrittmachern, so Prof. Vivek Reddy vom Mount Sinai Hospital in New York. Musste der Schrittmacher entfernt werden, gelang dies wieder mit dem Katheter.

In Deutschland waren 2014 zwei Patienten nach einer Nanostim-Implantation gestorben, eine europäische Studie ist daraufhin gestoppt worden, die Verwendung des Devices ausgesetzt worden. In beiden Fällen sei gegen die Studienbedingungen verstoßen worden, die Patienten seien nicht geeignet gewesen, kommentierte Elektrophysiologie-Spezialist Dr. Johannes Sperzel, Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim, gegenüber der MMW. Er hofft, dass das Device nach den positiven Ergebnissen der LEADLESS-II-Studie bald auch wieder in Deutschland verfügbar wird.