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Dichte Strukturen in der Becken-Röntgenaufnahme (A); gleiche Strukturen direkt am Ovar im CT axial (B) und koronal (C).

© A. Baur

_ Eine 15-jährige Patientin wurde nach einem Sturz aus etwa fünf Metern Höhe vom Notarzt in unsere Rettungsstelle gebracht. Es waren keine abdominellen Vorerkrankungen bekannt, der Bauch war bei der klinischen Untersuchung unauffällig. Im Rahmen des Schockraumalgorithmus wurde eine Röntgenaufnahme des Beckens angefertigt (Abb. A). Hier zeigten sich keine knöchernen Verletzungen. Es fiel jedoch eine Ansammlung röntgendichter und an Zähne erinnernder Strukturen in Projektion auf das kleine Becken auf.

In der anschließend zum Ausschluss weiterer Unfallfolgen durchgeführten Ganzkörper-Computertomografie zeigte sich korrespondierend eine abgekapselte Raumforderung bis etwa 8 cm Durchmesser mit enger Lagebeziehung zum linken Ovar (Abb. B, C). Die Binnenstruktur war heterogen. Es konnten kalkdichte bzw. zahnähnliche Strukturen sowie fettgewebsdichte Anteile nachgewiesen werden.

Es handelt sich hierbei um das typische Bild eines reifen Teratoms. Teratome sind meist angeborene Keimzelltumoren, die mehr oder weniger differenzierte Gewebe aller drei Keimblätter enthalten können. In ausdifferenzierten reifen Teratomen können sich Zähne, Haare oder auch Fett- und Muskelgewebe finden. Das Ovar ist eine relativ typische Lokalisation. Meist fallen reife Teratome als Zufallsbefund in der Bildgebung auf. Bei ovarieller Stieldrehung mit anschließender Infarzierung, Ruptur oder raumfordernder Wirkung können sie jedoch auch klinische Beschwerden verursachen. Reife Teratome sind fast immer benigne — zur Vermeidung von Komplikationen und zum sicheren Ausschluss maligner Veränderungen ist die empfohlene Therapie dennoch die chirurgische Entfernung.

Wir empfahlen der Patientin die Vorstellung bei einem Gynäkologen zur Entfernung des Teratoms nach Abschluss der Behandlung ihrer sturzassoziierten Verletzungen.