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Dr. med. V. Homberg

Klinik für Neurologie, Zentralklinikum Bad Berka

_ Für eine prospektive und multizen­trische Studie wurden schwangere Epileptikerinnen, die Carbamazepin, Lamotrigin oder Valproat einnahmen, und ihre Kinder beobachtet. Als Kontrollgruppe dienten Schwangere mit vergleichbarem Hintergrund. Mütter mit Lernschwierigkeiten oder chronischen Erkrankungen wurden ausgeschlossen. Zum 6. Geburtstag konnten 408 von 530 Kindern untersucht werden.

Alle Kinder, deren Mütter Valproat in Dosierungen von mehr als 800 mg/d eingenommen hatten, zeigten in Tests si­gnifikant geringere IQ-Werte (im Durchschnitt −9,7) als Kinder, die intrauterin einem der anderen Mittel ausgesetzt waren. Auch hatten sie einen achtfach erhöhten Bedarf an Lernhilfe sowie Probleme mit räumlicher Wahrnehmung. Valproat in geringerer Dosis führte nicht zu Unterschieden beim IQ, wohl aber zu einem sechsfach erhöhten Bedarf der Lernunterstützung. Lamotrigin und Carbamazepin hatten keinen Einfluss auf den kindlichen IQ.

Kommentar

Die Ergebnisse sind erschreckend, wenn auch nicht mehr ganz neu. Interessant ist auch die miterfasste Tatsache, dass Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft eine Polytherapie benötigten, keine relevanten kognitiven Auffälligkeiten zeigten – es sei denn, dass mit Valproat kombiniert wurde. Ob Lamotrigin ganz so unschädlich ist, wie immer postuliert, bleibt auch hier offen. Grundsätzlich gilt in der Betreuung junger Frauen mit Kinderwunsch: Vorsicht mit der Verordnung und vor allem der Dosis. Was wir zwingend verinnerlichen sollten: Scheinbar gesund Geborene sollten nach Valproat-Exposition früh eine Förderung erhalten, damit kognitive Defizite, die im Alltag nicht so leicht auffallen, frühzeitig beübt werden.