Kinder, die intrauterin Valproinsäure ausgesetzt sind, zeigen noch im 6. Lebensjahr einen signifikant reduzierten IQ im Vergleich zu Gleichaltrigen, deren Mütter Lamotrigin oder Carbamazepin einnahmen.
Avoid common mistakes on your manuscript.
_ Für eine prospektive und multizentrische Studie wurden schwangere Epileptikerinnen, die Carbamazepin, Lamotrigin oder Valproat einnahmen, und ihre Kinder beobachtet. Als Kontrollgruppe dienten Schwangere mit vergleichbarem Hintergrund. Mütter mit Lernschwierigkeiten oder chronischen Erkrankungen wurden ausgeschlossen. Zum 6. Geburtstag konnten 408 von 530 Kindern untersucht werden.
Alle Kinder, deren Mütter Valproat in Dosierungen von mehr als 800 mg/d eingenommen hatten, zeigten in Tests signifikant geringere IQ-Werte (im Durchschnitt −9,7) als Kinder, die intrauterin einem der anderen Mittel ausgesetzt waren. Auch hatten sie einen achtfach erhöhten Bedarf an Lernhilfe sowie Probleme mit räumlicher Wahrnehmung. Valproat in geringerer Dosis führte nicht zu Unterschieden beim IQ, wohl aber zu einem sechsfach erhöhten Bedarf der Lernunterstützung. Lamotrigin und Carbamazepin hatten keinen Einfluss auf den kindlichen IQ.
Kommentar
Die Ergebnisse sind erschreckend, wenn auch nicht mehr ganz neu. Interessant ist auch die miterfasste Tatsache, dass Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft eine Polytherapie benötigten, keine relevanten kognitiven Auffälligkeiten zeigten – es sei denn, dass mit Valproat kombiniert wurde. Ob Lamotrigin ganz so unschädlich ist, wie immer postuliert, bleibt auch hier offen. Grundsätzlich gilt in der Betreuung junger Frauen mit Kinderwunsch: Vorsicht mit der Verordnung und vor allem der Dosis. Was wir zwingend verinnerlichen sollten: Scheinbar gesund Geborene sollten nach Valproat-Exposition früh eine Förderung erhalten, damit kognitive Defizite, die im Alltag nicht so leicht auffallen, frühzeitig beübt werden.
Literatur
Baker GA, Bromley RL, Briggs M et al. IQ at 6 years after in utero exposure to antiepileptic drugs. A controlled cohort study. Neurology 2015;84:382–90
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Homberg, V. Valproinsäure verantwortlich für niedrigen IQ. MMW - Fortschritte der Medizin 157, 42 (2015). https://doi.org/10.1007/s15006-015-3472-9
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s15006-015-3472-9