Nach einer radikalen Operation eines Ovarialkarzinoms wurde bei einer 62-jährigen Patientin eine adjuvante kombinierte Chemotherapie eingeleitet. Die ersten Zyklen vertrug die Patientin gut. Doch drei Tage nach erneuter Gabe der Chemotherapeutika trat plötzlich starkes Erbrechen auf. Zunächst wurde ein Zusammenhang mit der Chemotherapie vermutet. Die bildgebende Diagnostik deckte jedoch eine andere Ursache auf.
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_ Vor über einem Jahr kam die jetzt 62 Jahre alte Patientin mit unspezifischer Abdominalsymptomatik und Aszites in die Klinik, wo ein Ovarialkarzinom diagnostiziert wurde. Es folgte eine radikale Operation mit dem Ziel der makroskopischen Komplettresektion, wobei auch eine Darmresektion und Splenektomie nötig wurden. Der postoperative Heilungsverlauf gestaltete sich komplikationslos.
Chemotherapie zunächst gut vertragen
Anschließend wurde eine adjuvante kombinierte Chemotherapie mit Carboplatin und Paclitaxel eingeleitet, zusätzlich erhielt die Patientin Bevacizumab. Unter Gabe des Antiemetikums Ondansetron wurde die Behandlung gut vertragen, nur initial klagte die Patientin über leichte Übelkeit.
Plötzliches Erbrechen
Drei Tage nach einem erneuten Chemotherapiezyklus trat plötzlich starkes Erbrechen auf. Zunächst wurde ein Zusammenhang mit den Chemotherapeutika diskutiert, obwohl diese bislang ja gut toleriert worden waren. Doch auch die Gabe von Dexamethason brachte keine Besserung. Die Patientin wurde zur Abklärung wieder in die Klinik eingewiesen.
Abwehrspannung und lebhafte Darmgeräusche
Bei der Aufnahme war das Abdomen deutlich gebläht und diffus druckempfindlich. Eine Abwehrspannung bestand nicht. Die Darmgeräusche waren lebhaft und hochgestellt.
Sonografisch fanden sich stark erweiterte und flüssigkeitsgefüllte Dünndarmschlingen mit Pendelperistaltik als Hinweis auf einen mechanischen Ileus. Dieser Befund bestätigte sich im Computertomogramm, ohne dass jedoch eine eindeutige Aussage über die eigentliche Ursache gemacht werden konnte. Als wahrscheinlichste Ursache wurde ein Rezidiv des Ovarialkarzinoms angenommen.
Bei der daraufhin durchgeführten Operation fand sich jedoch ein Bride, Hinweise für ein Tumorrezidiv ergaben sich nicht. Der Narbenstrang wurde operativ entfernt. Die Patientin erholte sich rasch von dem Eingriff und konnte nach einigen Wochen die Chemotherapie fortführen.
Erbrechen bei Tumorpatienten — vielfältige Ursachen
Erbrechen bei Tumorpatienten kann viele Ursachen haben. Während einer Chemotherapie wird man in der Regel zunächst immer an eine medikamentöse Ursache denken. Bei Patienten mit einem abdominellen Malignom sollte man aber auch ein Lokalrezidiv oder eine Peritonealkarzinose diskutieren. Und nach einer vorangegangen abdominellen Operation könnte auch ein Bridenileus die Ursache sein.
Um eine solche Ursache nicht zu übersehen, sollte schon bei geringstem Verdacht auf eine nicht-medikamentöse Genese eine weiterführende Diagnostik mittels Bildgebung durchgeführt werden.
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Stiefelhagen, P. War wirklich die Chemotherapie schuld?. MMW - Fortschritte der Medizin 157, 24 (2015). https://doi.org/10.1007/s15006-015-3459-6
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