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Prof. Dr. med. W. Zidek Medizinische Klinik IV, Charité Universitäts medizin, Berlin

_ In der Cardio-Sis-Studie erfolgte bei nicht diabetischen Patienten mit einem systolischen Blutdruck ≥150 mmHg eine antihypertensive Therapie mit einem Zielwert von <140 oder <130 mmHg. 1111 Patienten ab 55 Jahren mit einem oder mehreren weiteren kardiovaskulären Risikofaktoren nahmen teil. Bei 216 Patienten war eine kardiovaskuläre Erkrankung bekannt. Primärer Endpunkt war eine linksventrikuläre Hypertrophie. Nach zwei Jahren fand sich in der 140-mmHg-Gruppe signifikant häufiger eine linksventrikuläre Hypertrophie als in der strenger eingestellten Gruppe — sowohl bei bekannter kardiovaskulärer Erkrankung (23,5 vs. 14,1%) als auch bei unauffälliger Anamnese (15,2 vs. 10,8%).

Auch der sekundäre Endpunkt trat bei strenger Blutdruckeinstellung signifikant seltener auf. Er beinhaltete die Gesamtmortalität sowie nicht-tödliche Herzinfarkte und Schlaganfälle, transitorische ischämische Attacken, stationär behandelte Fälle von Herzinsuffizienz der NYHA-Stadien III–IV, Angina pectoris mit objektivem Ischämienachweis, neu aufgetretenes Vorhofflimmern, koronare Revaskularisierungen, Aortendissektionen, pAVK und dialysepflichtige Niereninsuffizienz.

Kommentar

Bei einer Blutdrucksenkung über ein Optimum hinaus erhöht sich das Risiko, weswegen aktuell oft Zurückhaltung gefordert wird. Die Cardio-Sis-Studie konnte eine solche „J-Kurve“ innerhalb des untersuchten Blutdruckbereichs für die kardiovaskulären Endpunkte aber nicht nachweisen. Das Optimum der J-Kurve könnte also doch bei einem niedrigeren Blutdruck liegen. Auch an eine „reverse epidemiology“ ist zu denken: Schwere Erkrankungen, die den Blutdruck senken, verschlechtern die Prognose bei Menschen mit niedrigerem Blutdruck, ohne dass der niedrige Blutdruck ursächlich für die schlechte Prognose wäre.