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Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Privatpraxis für integrative Innere Medizin, München

_ Johanna Paungger-Poppe und Thomas Poppe schreiben Bestseller über die Anwendung des Mondkalenders. Sie erklären darin unter anderem, dass elektive Operationen umso schlechter ausgehen, je näher sie zeitlich am Vollmond liegen. Umfragen aus den letzten Jahren haben ergeben, dass etwa 10% der deutschen Bevölkerung an den Einfluss der Mondphase auf Erkrankungen glaubt — und sogar 40% der Pflegekräfte in Krankenhäusern die Mondphasen als bedeutsam für das menschliche Verhalten einschätzen.

Als Nebenprodukt einer großen europäischen Studie zum postoperativen Schmerzmanagement haben nun Forscher der Universität Jena untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen Operationszeitpunkt und Mondphase im Hinblick auf das Auftreten postoperativer Schmerzen besteht. Dazu wurden die Daten von über 12 000 Patienten aus zehn Krankenhäusern in neun europäischen Ländern ausgewertet, die sich üblichen Eingriffen unterzogen hatten. Statistisch überprüft wurde der Zusammenhang zwischen der Mondphase, dem Schweregrad postoperativer Schmerzen sowie 13 weiteren Komplikationen oder Befindensstörungen.

Als einziger Zusammenhang ergab sich eine Störung des Schlafs sowie Benommenheit in Abhängigkeit vom Schweregrad der Schmerzen — kein Wunder! Statistisch signifikante Zusammenhänge zwischen den Mondphasen und einigen Variablen ergaben sich nur bei Männern (7 von 14 Variablen) und älteren Personen (4 von 14 Variablen), was bei multiplen Vergleichen ebenfalls nicht verwundert. Die Effekte waren aber nur sehr gering ausgeprägt. Bei Frauen, die doch angeblich vielmehr von den Mondphasen beeinflusst werden, gelang sogar statistisch signifikant der „Gegenbeweis“ zur Behauptung Paunggers und Poppes: Vollmond bedeutete Verbesserung, Neumond dagegen Verschlechterung.

Kommentar

Das Unterfangen der Wissenschaftler ist löblich, wird aber weder am Bedürfnis der Menschheit nach Okkultismus und Astrologie etwas ändern, noch die Elaborate in Misskredit bringen, die genau dieses Bedürfnis befriedigen.