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Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Isar-Amper-Klinikum, Kl. München-Ost, Haar

_ In einer prospektiven Kohortenstudie dokumentierten 166 IBS-Patienten im Alter zwischen 18 und 46 Jahren sowie 48 Kontrollpersonen einen Monat lang täglich ihre gastrointestinalen Symptome, die Alkohol-, Koffein- und Nikotinzufuhr sowie die persönliche Stressbelastung.

Die gastrointestinale Symptomatik bezog sich auf Bauchschmerzen, Aufstoßen, geblähtes Abdomen, Windabgänge, dünnflüssige Entleerungen, Obstipation, Übelkeit und Sodbrennen. Der Genuss von vier Einheiten Alkohol an einem Tag wurde als Exzess gewertet.

Der Alkoholkonsum unterschied sich bezüglich Menge und Verteilung über den Tag nicht zwischen den Patienten und den Kontrollen. Allerdings bestand bei den IBS-Patienten, nicht jedoch bei den Kontrollpersonen, eine Assoziation zwischen dem Auftreten von gastrointestinalen Symptomen und Alkoholgenuss. Bei den Patienten kam es vor allem an Tagen nach einem exzessiven Alkoholkonsum hochsignifikant häufiger zu dünnem Stuhl, Übelkeit, Oberbauchschmerzen und Völlegefühl.

Mäßiger oder geringer Alkoholgenuss war nur sehr locker mit gastrointestinalen Symptomen assoziiert. Der Zusammenhang zwischen Alkoholzufuhr und gastrointestinalen Symptomen war bei den Frauen mit Diarrhö-betontem Reizdarmsyndrom wesentlich ausgeprägter als bei den Patientinnen mit vorwiegender Obstipation oder gemischtem Reizdarmsyndrom. Exzessiver Alkoholkonsum wirkte sich vor allem beim intraindividuellen Vergleich über die Zeit hinweg aus.

Kommentar

Geht es um die therapeutischen Maßnahmen bei Reizdarmsyndrom, so ist von einer Kontrolle des Alkoholkonsums nur selten die Rede. Dabei ist auch aus früheren Studien bekannt, dass zwischen 12 und 17% der Personen mit Reizdarmsyndrom über eine gewisse Intoleranz von Alkohol berichten. In einer großen Populationsstudie gaben 48% der IBS-Patienten in einem Fragebogen an, Alkohol zu meiden (wahrscheinlich, weil sich darunter die Beschwerden verschlimmern).

Die Effekte von Alkohol auf die Motilität des Magen-Darm-Trakts und die intestinale Permeabilität sind heterogen und im Einzelfall schwer vorhersagbar. Dennoch sollte man IBS-Patienten auf diesen Zusammenhang ansprechen und sie zur Selbstbeobachtung des Zusammenhangs zwischen Alkoholzufuhr und Symptomatik veranlassen.