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Dr. med. S. R. Ott Universitätsklinik für Pneumologie, Universitätsspital Bern

_ In einer großen randomisierten Studie, die den Effekt einer antibiotischen Behandlung bei akuten unkomplizierten lnfekten der tiefen Atemwege untersuchen sollte, wurde älteren Patienten besondere Beachtung geschenkt, da diese vermehrt an Begleiterkrankungen leiden und somit möglicherweise eher von einer antibiotischen Behandlung profitieren könnten. Insgesamt wurden 3108 Patienten eingeschlossen. Davon erhielten 2061 Patienten randomisiert Amoxicillin oder Placebo. Ein knappes Drittel der eingeschlossenen Patienten war älter als 60 Jahre.

Die mediane Zeit bis zur vollständigen subjektiven Ausheilung betrug sechs Tage in der Amoxicllingruppe und sieben Tage in der Placebogruppe, wobei dieser Unterschied in der statistischen Analyse nicht signifikant war (p = 0,229). Auch hinsichtlich der Schwere der Symptome im Verlauf und dem Auftreten von klinischen Verschlechterungen fanden sich keine entscheidenden Unterschiede zwischen den Gruppen. Gleiches fand sich auch bei der gesonderten Analyse der Patienten > 60 Jahre.

Kommentar

Diese Studie zeigt einmal mehr, dass sich bei einem akuten unkomplizierten Infekt der tiefen Atemwege kein Vorteil für eine antibiotische Behandlung finden lässt. Einer der Hauptgründe ist sicherlich, dass der Großteil dieser Erkrankungen durch Viren verursacht wird. Deshalb sollte im Alltag bei diesen Patienten auf eine Antibiotikaverordnung verzichtet werden, insbesondere um einer unnötigen Resistenzentwicklung vorzubeugen. Wichtig ist allerdings, dass Patienten mit einer Pneumonie nicht übersehen werden, da diese meist bakteriell verursacht ist und in der Regel eine antibiotische Behandlung erfordert.