_ Dies spiegelt sich mittlerweile nicht nur in ländlichen Regionen, sondern auch in urbanen Zentren zumindest mit einer geringeren Bewerberzahl geeigneter Kandidaten in großstädtischen Kliniken wieder. In Zahlen ausgedrückt bewarben sich zum Wintersemester 2012/13 in der Medizin 42 726 Anwärter auf 8989 Plätze. Der hohe Andrang bewirkt ein Ansteigen des Numerus clausus (NC) in astronomische Höhen und liegt bei < 1,2 im Abiturdurchschnitt.

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Auf Bedside-Teaching in Kleingruppen wird in Kassel viel Wert gelegt.

© Klinikum Kassel

20% der Studienplätze werden über diese Abiturnote direkt, weitere 20% über die Wartezeit vergeben. 60% der Studienplätze vergeben die Ausbildungsstätten selbst. Allerdings gibt es je nach Studienort unterschiedliche Regelungen und Anerkennungsverfahren, weswegen im Nachrückverfahren unter Berücksichtigung von individuellen Auswahlgesprächen, Wartezeit, Anerkennung von Ausbildungszeiten und/oder Testergebnissen auch Interessierte mit einem Abiturdurchschnitt von 1,5 einen Studienplatz bekommen können (www.hochschulstart.de).

Ein Weg aus dem Dilemma ist es, zusätzliche Ausbildungsstellen zu schaffen, wie z. B. in der 2012 neu gegründetenMedizinischen Fakultät an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Dort können sich 40 Studenten pro Jahr zusätzlich einschreiben. Die Medizinerausbildung wird in Zusammenarbeit mit der Universität Groningen und den Oldenburger Kliniken organisiert.

In Hamburg gibt es neben dem Universitätsklinikum Eppendorf auch die Möglichkeit, im Hamburger Asklepios Konzern in Zusammenarbeit mit der Semmelweis Universität in Budapest Medizin zu studieren. In Kassel können sich ab dem 1. Mai 2013 Interessierte am Klinikum Kassel, Kassel School of Medicine in Zusammenarbeit mit der University of Southhampton zu einem fünfjährigen Medizinstudium zuzüglich eines am Klinikum Kassel abzuleistenden s. g. Foundation Year bewerben (www.ksm-info.de). Der Vorteil ist dort neben der kürzeren Studienzeit die Anbindung an eine englische Eliteuniversität. An dieser findet das Studium die ersten zwei Jahre statt.

Ganz ohne Numerus clausus geht es auch hier nicht

Die englische Ausbildung ist schon vom ersten Tag an sehr praxisnah und wird nach englischem Vorbild auch am Standort Kassel für die weiteren drei klinischen Ausbildungsjahre fortgeführt. Allerdings ist auch in Kassel die Zulassung an einen NC von mindestens 1,6 oder ein bereits abgeschlossenes Studium und die erforderlichen englischen Sprachkenntnisse sowie Studiengebühren geknüpft.

Die erwähnten Modellstudiengänge integrieren den für viele Mediziner heute fast obligatorischen Auslandsaufenthalt und sind insbesondere für diejenigen von Bedeutung, die sich zukünftig in einer globalisierten Welt und einem geeinten Europa fachkompetent bewegen wollen und ihr medizinisches Wissen über die deutschen Grenzen hinaus erwerben, erweitern und Einblicke in andere Gesundheitssysteme und Versorgungsstrukturen erhalten möchten. Als Kollegen können wir von diesen binationalen Absolventen lernen und als Patienten profitieren.