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_ Die Überaktive Blase (Overactive Bladder = OAB) ist nach Ausschluss anderweitiger Erkrankungen ein Symptomenkomplex, der sich mit häufigem Harndrang (Pollakisurie), nächtlichem Harndrang (Nykturie), plötzlich eintretender Drangsymptomatik („Urgency“) mit oder ohne Harninkontinenz („trockene“/„nasse“ OAB) präsentiert.

Die Prävalenz liegt bei etwa 12%, wobei ca. ein Drittel zusätzlich an einer Dranginkontinenz leidet. Die Mehrzahl der OAB-Patienten sind Frauen. Für viele Betroffene resultiert daraus eine Einschränkung des sozialen Lebens. Nicht selten sind Depressionen und sozialer Rückzug Folgeerscheinungen.

Wonach Sie fragen sollten

  • Alter?

  • Miktionsfrequenz? Nykturie?

  • Liegt eine Harninkontinenz vor, auch unter Belastung (Niesen, Husten, Lachen)?

  • Anzahl der benötigten Vorlagen pro Tag?

  • Dysurie? Hämaturie? Fremdkörpergefühl?

  • Trinkmenge?

  • Liegen Begleiterkrankungen vor, v. a. kardiovaskulärer oder neurologischer Art Gibt es Voroperationen, v. a. das kleine Becken betreffend?

  • Welche Medikamente nehmen Sie?

  • Welche Therapie erfolgte bisher?

Tabelle 1 Differenzialdiagnosen der OAB
Tabelle 2 Diagnostik der OAB

Was können Sie tun?

Ist ein Harnwegsinfekt oder eine andere Pathologie ausgeschlossen worden, kann der Hausarzt folgende primäre Maßnahmen einleiten:

  • Verhaltenstraining (Miktionstraining und Beckenbodengymnastik mit Biofeedback).

  • Medikamentöse Therapie. Hier sind Anticholinergika entscheidend: Darifenacin (Emselex®), Fesoterodin (Toviaz®), Oxybutynin (z. B. Dridase®, Kentera®, Oxybutynin®), Propiverin (Mictonetten®, Mictonorm® (Uno®)), Solifenacin (Vesikur®), Tolterodin (Detrusitol®), Trospiumchlorid (z. B. Spasmex®, Spasmo-Urgenin®).

  • Therapieziele sind die Reduktion der Miktionsfrequenz, der Inkontinenzepisoden und des Vorlagenverbrauchs sowie eine Steigerung der Lebensqualität.

  • Viele Patienten suchen aufgrund fehlenden therapeutischen Ansprechens der medikamentösen Therapie und wegen Nebenwirkungen (Mundtrockenheit mit 29,6% am häufigsten, speziell bei Oxybutynin) nach Therapiealternativen. Hier kommen minimal-invasive Verfahren zum Tragen (zystoskopische Blaseninjektionstherapie mit Botulinumtoxin A, sakrale Neuromodulation). Diese sollten nach Vorstellung in spezialisierten urologisch-urogynäkologischen Zentren eingeleitet werden.

  • Bei Versagen dieser Optionen kommen extrem selten offen-chirurgische Verfahren als Ultima Ratio in Betracht (Blasenaugmentation, Zystektomie).