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Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Isar-Amper-Klinikum, Kl. München-Ost, Haar

_ „Steroidbomben“ führen beim Tennisarm vielleicht kurzfristig zu einer gewissen Besserung. Aber wie sehen die Langzeitergebnisse aus?

In einer 2 x 2 faktoriellen, randomisierten und placebokontrollierten Studie aus 16 Praxen in Brisbane wurden 165 Patienten mit einseitiger, seit über sechs Wochen bestehender lateraler Epicondylodynie mit vier verschiedenen Therapieregimes behandelt: Jeweils ein Viertel der Patienten erhielt Steroid- bzw. Placeboinjektionen, jeweils kombiniert mit und ohne Physiotherapie. Studienziel war ein Schmerz-Score nach einem Jahr bzw. die Rezidivrate innerhalb eines Jahres.

In der Steroidgruppe fanden sich weniger Patienten mit vollständiger Remission nach einem Jahr als in der Placebogruppe (83 vs. 96%). Besonders eindrucksvoll war der Unterschied in der Rezidivrate, wo 54% der mit Steroidinjektionen behandelten Patienten, dagegen nur 12% der mit Placebo therapierten Patienten ein Rezidiv erlitten. Für das Ein-Jahres-Ergebnis spielte es keine Rolle, ob die Patienten physiotherapeutisch behandelt wurden oder nicht. Ein ähnliches Muster fand sich auch schon nach einem halben Jahr.

Vier Wochen nach Therapiebeginn machte sich die Physiotherapie aber besonders positiv bemerkbar. Patienten unter Placebo-Injektionsbehandlung und Physiotherapie hatten viermal so häufig eine deutliche Besserung der Beschwerden wie diejenigen ohne Physiotherapie. Bei den mit lokalen Steroidinjektionen behandelten Patienten wies die zusätzliche Physiotherapie dagegen keinen zusätzlichen Effekt auf.

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Beim chronischen Tennisarm richtet die Steroidspritze wenig aus.

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Kommentar

Die Studie hinterlässt einen etwas ratlos und zeigt ein Dilemma auf. Patienten mit bereits lange bestehenden Schmerzen am Epicondylus lateralis stellen wahrscheinlich eine Negativauslese dar, die notorisch schwer zu behandeln ist. Lokale entzündliche Vorgänge, die mit Steroiden zu beeinflussen wären, spielen vermutlich eine geringere Rolle als muskuläre Fehlbelastungen und psychologische Faktoren. Die Erstvorstellung wegen Schmerzen am Epikondylus erfolgt meistens deutlich früher als erst nach sechs Wochen. Für diese Patientengruppe, deren langfristiger Verlauf noch nicht absehbar ist, haben lokale Steroidinjektionen durchaus ihren Wert. Bestehen die Beschwerden dagegen bereits zwei Monate, so ist ein physiotherapeutischer Ansatz für die Besserung und die Rezidivrate offensichtlich sinnvoller. Das wäre eine praktische Schlussfolgerung aus dieser Studie, die aufgrund der kleinen Patientenzahlen in den einzelnen Gruppen ohnehin mit Vorsicht betrachtet werden sollte.