_ Nicht jede unschöne Narbe ist eine pathologische Narbe: „In den meisten Fällen werden Narben mit der Zeit immer unauffälliger. Eine Rötung bis zu acht Monate nach einer Operation bzw. einer Verletzung kann physiologisch sein“, so der Dermatologe und Narbenspezialist Dr. Gerd Gauglitz aus München. Aber bei einem „signifikanten Anteil“ der Patienten komme es zu einer überschießenden Narbenbildung; 30–50% aller Chirurgiepatienten seien unzufrieden mit den Spuren, die der Eingriff auf ihrer Haut hinterlassen hat. Häufiger handelt es sich dabei um hypertrophe Narben, die sich oft von selbst zurückbilden. Schwieriger zu behandeln sind die Keloide, die v. a. an Ohrläppchen, Sternum und Nacken entstehen und ohne Rückbildungstendenz über die ursprüngliche Läsion hinauswachsen.

„Die besten Erfolge bei überschießenden Narben lassen sich mit einer Kombination mehrerer Verfahren erzielen“, betont Gauglitz, Mitautor der S2-Leitlinie. An erster Stelle wird i. d. R. empfohlen, intraläsionale Injektionen eines Glukokortikoids, meist Triamcinolonacetat (TAC), und eine Kryotherapie zu kombinieren. Das Ergebnis lässt sich weiter verbessern, wenn anschließend noch mit Farbstofflaser behandelt wird.

Bei großflächigen hypertrophen Narben und Keloiden wird eine Druckbehandlung empfohlen. Diese verlangt den Patienten allerdings viel Disziplin ab. Die Kompression soll nämlich ganztägig über 6–24 Monate aufrechterhalten werden.

Die streng intraläsionale Anwendung von 5-Fluorouracil stellt in Deutschland eine Off-Label-Therapie dar. Laut Leitlinie kann sie jedoch bei therapieresistenten Keloiden erwogen werden, sofern keine Kontraindikationen bestehen.

Auch die chirurgische Exzision einer pathologischen Narbe kann angezeigt sein. Wegen der verlängerten Reifungszeit hypertropher Narben sollte dies aber möglichst nicht vor Ablauf eines Jahres passieren. Bei Keloiden sollte eine Operation wegen des hohen Rezidivrisikos grundsätzlich nur mit einer Anschlusstherapie mit TAC, Druck, Radiatio oder Kryotherapie erfolgen.

Zur Prophylaxe überschießender Narben kann bei Prädisponierten, z. B. bei starker Hautpigmentierung oder positiver (Familien-)Anamnese, bereits postoperativ eine Druckbehandlung empfohlen werden. Neu aufgenommen in die Leitlinie zur Prophylaxe sind Silikongele und Präparate mit Zwiebelextrakt.

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Unliebsame Op.-Spuren auf der Haut.

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