In unserer Sprechstunde Naturheilkunde beantwortet unser Experte Fragen aus dem Praxisalltag. Die bei Wechseljahresbeschwerden gern eingesetzten Traubensilberkerzenextrakte stehen in dieser Folge im Mittelpunkt. Sind diese Alternativen zu Östrogenpräparaten wirklich immer harmlos? Sollten auch Sie Fragen zu naturheilkundlichen Behandlungsformen haben, schreiben Sie uns an: brigitte.moreano@springer.com
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Frage: Für Östrogenpräparate ist bekannt, dass sie das Thromboserisiko erhöhen. Auch für Phytoöstrogene, die z. B. in Soja- oder Rotkleepräparaten enthalten sind, kann wohl nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden, dass sie im Körper östrogenartige Wirkungen entfalten. Kann ich meiner Patientin bei Z. n. Thrombose gegen ihre Wechseljahrsbeschwerden ohne Bedenken Traubensilberkerzenextrakt verordnen?
Antwort: In diversen klinischen Studien konnte nachgewiesen werden, dass durch Traubensilberkerzenextrakt die Hormonspiegel (FSH, LH, Östradiol, Prolaktin) nicht verändert werden. Traubensilberkerzenextrakte enthalten keine pflanzlichen Östrogene. Auch die Blutgerinnung wurde in diesen Studien nicht beeinträchtigt. Ein erhöhtes Thromboserisiko wurde in der mittlerweile über 50-jährigen Anwendung von Arzneimitteln, die Traubensilberkerzenextrakte enthalten, nie beobachtet.
Eine Behandlung Ihrer Patientin mit Wechseljahresbeschwerden kann also durchaus mit Cimicifuga erfolgen.
Frage: Können Traubensilberkerzenextrakte zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden auch bei Brustkrebspatientinnen angewendet werden?
Antwort: Während oder nach der Therapie können bei Frauen mit Brustkrebs Wechseljahresbeschwerden auftreten. Zur Linderung dieser Beschwerden kann mit Erfolg auf Cimicifuga-Präparate zurückgegriffen werden, auch wenn diese streng genommen nur für die „natürlichen“, d. h. nicht durch Medikamente ausgelösten Wechseljahresbeschwerden zugelassen sind. Hier kann der Arzt jedoch seiner Therapiefreiheit entsprechend handeln. Dies gilt auch für die Dosierung, die erfahrungsgemäß bei Brustkrebspatientinnen höher gewählt werden muss als bei gesunden Frauen in der Menopause.
Die wissenschaftliche Studienlage für die Sicherheit von Traubensilberkerzenextrakten (isopropanolische und ethanolische Cimicifuga-Extrakte) am Brustgewebe ist gut. Wechselwirkungen mit anderen Präparaten sind nicht bekannt.
In klinischen Studien zeigte sich unter Cimicifuga-Therapie weder eine Beeinflussung von Hormonen noch eine Veränderung östrogenempfindlicher Gewebe. So blieben sowohl die Dicke der Gebärmutterschleimhaut als auch die Vaginalzytologie unter der Behandlung unverändert. An der Brust wurde weder eine Erhöhung der mammografisch bestimmten Gewebsdichte noch des Brustepithelzellwachstums nach sechsmonatiger Therapie mit einem isopropanolischen Extrakt festgestellt. Eine datenbankbasierte vergleichende Kohortenstudie ergab, dass das Rückfallrisiko bei Brustkrebspatientinnen nicht erhöht, sondern sogar reduziert wurde.
In experimentellen Untersuchungen zeigte sich eine Wachstumshemmung östrogenempfindlicher menschlicher Brustkrebszellen durch den isopropanolischen Cimicifuga-Extrakt. Auch im Brustkrebs-Tiermodell konnte keine Förderung des Tumorwachstums nachgewiesen werden.
Auch konnte gezeigt werden, dass die antiöstrogene Wirkung von Tamoxifen durch den isopropanolischen Cimicifuga-Extrakt nicht aufgehoben, sondern vielmehr unterstützt wird.
Insgesamt spricht die wissenschaftliche Datenlage gegen eine östrogenartige Wirkung und für die Sicherheit von Cimicifuga-Präparaten am Brustgewebe.
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Beer, AM. Cimicifuga in den Wechseljahren: Gibt es Risiken?. MMW - Fortschritte der Medizin 155, 22 (2013). https://doi.org/10.1007/s15006-013-0481-4
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