Frage von Dr. med. B. N.:

Immer wieder wird bei der symptomatischen Therapie von Harnwegsinfekten die Empfehlung einer „erhöhten Trinkmenge“ ausgesprochen. (s. auch MMW Nr. 7/2013 S. 64). Dabei ist doch nachgewiesen, dass ein „Durchspülen“ durch erhöhte Flüssigkeitszufuhr mechanistisch gedacht keinen positiven, sondern eher einen negativen Effekt hat.

MMW-Experte Dr. Stiefelhagen:

Ob durch eine große Trinkmenge der Verlauf einer Harnwegsinfektion in der Tat günstig beeinflusst werden kann, wage ich zu bezweifeln. Wissenschaftliche Untersuchungen dazu sind mir nicht bekannt.

Gefährlich wird eine gesteigerte Flüssigkeitsaufnahme allerdings nur bei Patienten mit einer Herzinsuffizienz. Bei einem Krankheitsbild, das meist innerhalb von zwei bis drei Tagen ausheilt, dürfte der Effekt des „viel Trinkens“ wohl auch kaum zu beurteilen sein. Ich empfehle meinen Patienten, wenn keine kardialen Probleme vorliegen, auch, viel zu trinken. Ob ich ihnen aber wirklich damit etwas Gutes tue, weiß ich nicht. Der Ratschlag kommt jedoch dem Anliegen unserer Patienten, selbst etwas zu ihrer Heilung beitragen zu wollen, sehr entgegen. Aber gut gemeint, ist nicht immer gut.