Die verständliche Freude über die Abschaffung der lästigen Praxisgebühr ist rasch verklungen. Schon melden sich erste Stimmen aus der Ärzteschaft und fordern neue Instrumentarien, um die Zahl der Arztbesuche zu verringern. Der Patient müsse, so unsere Ärztefunktionäre, gesteuert oder zumindest gelenkt werden. Dazu brauche man Wahltarife.

In diesem Zusammenhang soll die KBV bereits Modelle erarbeitet haben, wobei jeder Versicherte das für ihn richtige Maß an hausärztlicher („Der weiß nichts von allem“) und fachärztlicher („Der weiß alles von nichts“) Versorgung wählen kann:

Nur Hausarzt, kein Facharzt:

Dieser Tarif bietet sich für alle an, die uneingeschränktes Vertrauen zu ihrem Hausarzt haben und befürchten, dass eine fachärztliche Rundumversorgung nur dazu führe, dass man kränker werde als man eigentlich sei; gesund bedeute dann nur, unzureichend untersucht zu sein.

Nur Facharzt, kein Hausarzt:

Dieser Tarif ist der richtige für jene, die den Hausarzt für einen Universaldilettanten halten. Sie möchten ungehindert durch alle Facharztpraxen flottieren, der Arztbesuch soll zu einem Full-Time-Job werden. Folge dieses „doctor hoppings“ könnte sein, dass die so Versicherten später einmal gesund sterben müssen.

Facharzt nur auf Überweisung des Hausarztes:

In diesem System wird der Hausarzt zum unverzichtbaren Lotsen, der das Schiff „Patient“ sicher steuert, damit es nicht an den Klippen der Facharztpraxen zerschellt und diese nur in Ausnahmesituationen gezielt ansteuert. Somit bräuchte man auch weniger Fachärzte und könnte die überflüssigen Spezialisten zu Hausärzten umschulen, was aber gar nicht so einfach sein dürfte. Ein entsprechendes Curriculum gibt es nämlich noch nicht.

Weder Hausarzt noch Facharzt:

Dieser Tarif ist sicherlich sehr interessant hinsichtlich seiner Auswirkungen auf die Lebenserwartung. Ob er allerdings gut oder schlecht für die Prognose quoad vitam ist, weiß niemand so genau. Er wäre aber eine glaubwürdige Option für diejenigen, die sich für ein sozialverträgliches Frühableben stark machen, weil sie befürchten, ansonsten sei das Gesundheitssystem, aber auch das Rentensystem gar nicht mehr zu retten.

Bevor ein Versicherter sich nun für einen dieser Tarife entscheidet, wird er sich sicherlich von Ihnen beraten lassen und dabei vielleicht auch die Frage stellen: Welchen Tarif bevorzugen eigentlich Sie, Herr Doktor?