figure 1

Prof. Dr. med. E. Ernst Peninsular Medical School, University of Exeter/UK

_ Insgesamt fanden die Autoren 41 Studien zu folgenden Indikationen: Schmerz, Übelkeit, Hitzewallungen, Müdigkeit, Xerostoma, postoperativer Ileus, Angst und Schlafstörungen. Bei weitem die meisten Studien beschäftigten sich mit Chemotherapie-bedingter Übelkeit; viele davon waren jedoch von methodisch fragwürdiger Qualität.

Zu den anderen Symptomen von Krebskranken gab es deutlich weniger Studien, die zudem häufig methodisch angreifbar waren. Die Autoren kommen dementsprechend zu einem ernüchternden Schluss: Bei Übelkeit ist die Datenlage positiv, aber letztlich nicht völlig überzeugend. Bei allen anderen Symptomen von Krebspatienten ist die palliative Wirksamkeit der Akupunktur nicht belegt.

Kommentar

In den vielen Krebsambulanzen wird die Akupunktur heute als ein Standard-Palliativum für die meisten Beschwerden von Krebspatienten eingesetzt. Die vorliegende, sehr gut gemachte Analyse zeigt, dass dieses Vorgehen mehr auf Glauben als auf Evidenz beruht. Krebspatienten nehmen ganz offenbar diese Therapieform sehr gut an, vielleicht nicht zuletzt weil sie so gut wie keine ernsten Nebenwirkungen hat. Als kritische Ärzte sollten wir uns dennoch fragen, inwieweit die Beliebtheit und der scheinbare Nutzen der Akupunktur auf der Erwartungshaltung der Patienten und inwieweit auf belegbarer Effektivität beruhen. Einige werden sicher einwenden, dass dies einerlei sei — Hauptsache es hilft! Wer heilt hat Recht! Dem würde ich entgegenhalten, dass wir uns mit dieser Einstellung den Zugang zu der jeweils effektivsten Therapie erschweren — und das kann doch sicher nicht im Interesse der Patienten sei.