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Prof. Dr. med. W. Zidek Campus Benjamin Franklin, Charité Berlin

_ Die Mechanismen der postprandialen Hypotonie sind u. a. eine inadäquate sympathische Gegenregulation bei der postprandialen Blutumverteilung in den Verdauungstrakt sowie eine Vasodilatation, die durch verschiedene gastrointestinale Peptide ausgelöst wird. Es lag nahe, die Rolle der zugrundeliegenden Regulationsstörung für die kardiovaskuläre Prognose zu untersuchen.

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Synkope nach dem Essen: Dieses Zeichen müssen Sie ernst nehmen.

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In einer prospektiven Kohortenstudie wurden Häufigkeit und prognostische Bedeutung der postprandialen Hypotonie bei älteren Hypertonikern ohne manifeste Herzerkrankung untersucht (n = 401, mittleres Alter 77,7 ± 11 Jahre). Eine postprandiale Hypotonie wurde als Blutdruckabfall systolisch von mindestens 20 mmHg innerhalb von zwei Stunden nach einer Mahlzeit definiert. Die Patienten erhielten eine 24-Stunden-Blutdruckmessung. Primärer Endpunkt war der kardiovaskuläre Tod. Die mittlere Beobachtungsdauer betrug 51 Monate, die Patienten wurden mindestens 24 Monate beobachtet.

Eine postprandiale Hypotonie fand sich bei 72,8% der Patienten. Besonders hohe systolische Blutdruckwerte vor einer Mahlzeit prädisponierten offenbar besonders für eine postprandiale Hypotonie. Während des Beobachtungszeitraums wurden 34 kardiovaskuläre Todesfälle registriert. Bei diesen Patienten war signifikant häufiger eine Hypotonie nach dem Frühstück zu beobachten als bei Patienten, die am Ende der Studie noch lebten. Gleiches galt für die Blutdruckänderung nach dem Frühstück.

Kommentar

Diese Untersuchung ist nicht nur deswegen interessant, weil sie die Aufmerksamkeit auf eine unterschätzte Ursache für synkopale Ereignisse lenkt, sondern auch, weil offenbar die postprandiale Hypotonie als Marker einer autonomen Regulationsstörung ein Prädiktor für die kardiovaskuläre Prognose ist. Für die Praxis bedeutet dies, Kreislaufsymptome, die regelmäßig postprandial auftreten oder bereits für Zwischenfälle gesorgt haben, ernst zu nehmen.