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Prof. Dr. med. E. Ernst Peninsular Medical School, University of Exeter/UK

_ Chinesische Forscher randomisierten 320 Patientinnen, die alle wegen Endometriose operiert worden waren, in zwei Gruppen. Die Experimentalgruppe erhielt drei bis sechs Monate lang chinesische Heilkräuter, die individualisiert verabreicht wurden, während die Kontrollgruppe mit herkömmlichen Medikamenten therapiert wurde. Als Hauptzielkriterium galt die Lebensqualität.

Dieser Parameter verbesserte sich in beiden Gruppen, ohne dass Gruppendifferenzen erkennbar waren. Teilbereiche der Lebensqualität zeigten positive Veränderungen in der Experimentalgruppe, die in der Kontrollgruppe nicht zu beobachten waren.

Aus diesen Ergebnissen schließen die Autoren, dass die Behandlung mit Chinakräutern der konventionellen Therapie überlegen sei.

Kommentar

Dies ist ein Paradebeispiel für die besorgniserregende Qualität vieler Studien aus diesem Bereich. Auf den ersten Blick liest sie sich wie eine Untersuchung, die die Ansprüche der EBM in etwa erfüllt. Auf den zweiten Blick tauchen dann erhebliche Bedenken auf. So fehlt z. B. trotz großer „Drop-out“-Zahlen eine „Intention to treat“-Analyse. Ferner sind die verschiedenen Interventionen nur sehr vage beschrieben, sodass eine Replikation der Studie unmöglich wäre. Am schwersten wiegt vielleicht, dass die Schlussfolgerungen letztlich nicht auf den erstellten Daten beruhen: Die Studie hat kein klar positives, sondern eher ein negatives Ergebnis!

Derzeit werden immer mehr derartige Studien in Englisch publiziert. Somit sind sie nunmehr auch für nicht Chinesisch sprechende Leser zugänglich. Die Gefahr ist hier meines Erachtens, dass eine unkritische Betrachtung dieser Publikationen zu falsch positiven Ergebnissen führt, die letztlich zu einem falschen Bild über die Wirksamkeit der TCM beiträgt. Wir sollten also wachsam bleiben und diese Untersuchungen stets genau unter die Lupe nehmen.