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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, Kardiologische Praxis, München

_ Die Autoren nahmen 366 Patienten mit akutem Herzinfarkt und einem LDL-Ausgangswert über 100 mg/dl in die Studie auf. Nach sechs Monaten hatten 245 Patienten ein LDL unter 100 mg/dl: Im Mittel waren die Werte von 118 auf 74 mg/dl gesunken. Die 121 Patienten, die den Zielwert nicht erreichten, hatten zum Zeitpunkt des Infarktes einen Mittelwert von 124 mg/dl und nach sechs Monaten von 125 mg/dl.

Bei der Suche nach Ursachen für Erfolg und Misserfolg der LDL-Senkung zeigten sich folgende Unterschiede: Im sozialen Bereich waren die Patienten, die das Ziel nicht erreichten, im Vergleich zu den erfolgreichen häufiger ohne Krankenversicherung (30 vs. 15%) und scheuten die Kosten der Behandlung. Hinsichtlich anderer Eigenschaften wie soziale Kontakte, depressive Symptome, Schulbildung, Berufstätigkeit, Alkohol- und Drogenkonsum sowie körperliche Leistungsfähigkeit gab es keine Unterschiede.

Die Erfolglosen waren häufiger als die Erfolgreichen ohne Statinverordnung (21% vs. 9%) aus der Klinik entlassen worden (nur bei 4% wegen einer Kontraindikation). Hinzu kommen andere Beobachtungen: Die Erfolglosen erhielten seltener eine Diätberatung, brachen häufiger die Statineinnahme ab (24 vs. 6%), nahmen seltener an der kardialen Rehabilitation teil und hatten häufiger eine sitzende Tätigkeit.

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Höhere Therapietreue nach dem Infarkt durch bessere Beratung.

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Kommentar

Nur einer von drei Patienten erreicht nach einem Herzinfarkt den LDL-Zielwert unter 100 mg/dl. Die Analyse zeigt sehr eindrucksvoll, dass nicht etwa unzureichende Wirksamkeit der Lipidsenker oder andere unabänderliche Ursachen diesen Misserfolg verschulden, sondern dass eine Reihe vermeidbarer Fehler und Unzulänglichkeiten auf Seiten der Ärzte und der Patienten dafür verantwortlich sind, nämlich Defizite bei der Motivation, Diätberatung und Verordnung von Lipidsenkern bei den Ärzten und mangelhafte Therapietreue bei den Patienten. Allgemeinmaßnahmen wie ambulante kardiale Rehabilitation, Gewichtsabnahme und körperliche Betätigung sollten mehr propagiert werden.