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Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Isar-Amper-Klinikum, Kl. München-Ost, Haar

_ Zwischen 1980 und 1990 unterzogen sich über 9100 Patienten im mittleren Alter von 62 Jahren einer diagnostischen Kolonoskopie. Bei 3778 wurde eine endoskopische Polypektomie von Adenomen und Nichtadenomen durchgeführt. Anhand des nationalen Sterberegisters versuchte man, im Zeitraum bis zu 23 Jahren nach dem Eingriff festzustellen, welche Personen verstorben waren und was die Todesursache war. Die Mortalität am kolorektalen Karzinom wurde dabei mit der erwarteten inzidenzbasierten Mortalität in der Allgemeinbevölkerung verglichen. Von 2602 Patienten mit Adenomen, die im Rahmen der Studie entfernt worden waren, waren 1246 innerhalb einer medianen Beobachtungsdauer von 15,8 Jahren verstorben. Bei zwölf war die Todesursache ein kolorektales Karzinom. Nach der allgemeinen Mortalitätsstatistik in der Bevölkerung wären 25,4 Todesfälle am kolorektalen Karzinom zu erwarten gewesen. Mit der kolonoskopischen Polypektomie gelingt also eine 53%ige Reduktion der Mortalität.

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Kolonoskopische Polypektomie senkt die Sterblichkeit am Kolonkarzinom.

© Klaus Rose

Kommentar

Auch wenn die National Polyp Study keine Aussage zur Effizienz der Screening-Koloskopie in der Allgemeinbevölkerung machen kann, so belegt sie doch den positiven Effekt einer Entfernung von Adenomen auf die Mortalität des kolorektalen Karzinoms. Streng genommen müsste der wissenschaftliche Beweis für die Effektivität der Polypektomie zwei Kohorten von Patienten mit Adenomen umfassen, die bei der einen Kohorte entfernt, bei der anderen nur beobachtet werden. Eine derartige Vergleichsstudie wäre allerdings aufgrund des bekannten malignen Potenzials von Adenomen nicht vertretbar. Kritiker der Screening-Kolonoskopie wenden allerdings ein, dass bei diesem Verfahren auch zahlreiche nichtadenomatöse Polypen entfernt werden, die sich nie zu einem Karzinom entwickelt hätten. Die gesundheitspolitisch aufwändige Screening-Koloskopie wird sich langfristig nur halten lassen, wenn tatsächlich eine Senkung der Mortalität des kolorektalen Karzinoms gezeigt wird. Bis die Ergebnisse einer randomisierten und kontrollierten Studie der Screening-Kolonoskopie vorliegen, müssen wir uns an die hier veröffentlichten Daten halten.