_ Nach den Weihnachtsferien komme ich morgens gut gelaunt an der Praxis an. Meine gute Laune bekommt aber gleich einen Dämpfer, als ich sehe, dass der Hausflur entgegen aller Absprachen nicht geputzt wurde. Schlimmer noch: Auch die Praxis hatte unser hauseigener Putzservice nicht gereinigt. Mit gehöriger Wut im Bauch mache ich mich daran, wenigstens die wichtigsten Räume zu kehren.

Gott sei Dank kommt die erste Kraft heute auch zwanzig Minuten früher und unterstützt mich ein wenig beim Ordnung schaffen. Schon klingelt der erste Patient an der Tür. Kurz darauf strömen die Patienten, die zur Blutabnahme einen Termin haben, herein. Wer nicht kommt, ist unser Lehrling. Sie erscheint erst eine dreiviertel Stunde später in der Praxis, nachdem wir sie per Anruf geweckt hatten. Mitten in dieser sich langsam ordnenden Konfusion geht die Tür auf, und ein altbekannter Patient, der schon zwei Schlaganfälle hinter sich hat, kommt herein und stürmt schnurstracks auf mich zu.

„Ich habe da eine Frage Herr Doktor.“ „Dann kommen Sie doch in meine Sprechstunde“ antworte ich freundlich. Natürlich hat er — wie jeder Rentner — keine Zeit und so erfahren wir das Anliegen des Herrn erst später.

Erst kürzlich, bei einem Hausbesuch, war mir seine Ungeduld aufgefallen. Er schaute dauernd auf die Uhr und gestand mir, dass ihm mein Besuch gerade gar nicht in den Kram passte, da er sich mit seiner neuen Freundin beim Aldi zum Einkaufen verabredet hatte. Heute wollte er die Verordnung für die Verabreichung der Medikamente durch den Pflegedienst im neuen Quartal abholen. Und noch einen weiteren Wunsch hatte er auf einen Zettel geschrieben. „Fiakra“ stand da.

Alle lachten und die Atmosphäre entspannte sich. Und eine Helferin wagte zu formulieren, was alle dachten: „Sollen wir Viagra auch auf die Verordnung schreiben mit dem Vermerk ‚Bei Bedarf‘?“