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Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Isar-Amper- Klinikum, Kl. München-Ost, Haar

Ein dreijähriger Junge wurde wegen einer massiv erweiterten rechten Pupille in die Nothilfe gebracht (Abb. A). Die Eltern hatten die Veränderung an dem Kind festgestellt, nachdem es im Garten gespielt hatte. Eine halbe Stunde zuvor bemerkten die Eltern, dass der Junge geweint hatte. Die rechte Pupille reagierte nicht auf Licht und Akkommodation, ansonsten war die körperliche Untersuchung unauffällig.

Nach intensivem Befragen stellte sich heraus, dass der Junge die Blüte einer Engelstrompete (Abb. B) im Garten abgezupft und danach sich mit dem rechten Zeigefinger das rechte Auge gerieben hatte. Die Engelstrompete aus der Gattung Brugmansia ist eine Zierblume aus Südamerika, die aber mittlerweile fast weltweit vorkommt und parasympathisch wirksame Alkaloide wie Scopolamin, Hyoscin und Atropin enthält. Stellt man bei einem gesunden Kind plötzlich eine einseitige Mydriasis ohne Lichtreaktion fest, so sollte als erstes an eine Kontamination mit Engelstrompete gedacht werden. Schwere Vergiftungen können zu Halluzinationen, Hyperthermie, Krampfanfällen, Lähmungen und Todesfällen führen. Im vorliegenden Fall lagen sonst keine toxischen Symptome vor, sodass die Eltern beraten und das Kind entlassen wurde. Die Mydriasis verschwand innerhalb von drei Tagen spontan.

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Einseitige Mydriasis bei einem Dreijährigen (A). Engelstrompete (B).

© New Engl. J. Med. 2012; 367: 1341