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Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Isar-Amper-Klinikum, Kl. München-Ost, Haar

_ Bei der Untersuchung zeigte sich ein diffuser Druckschmerz im Bereich des Abdomens und eine blauschwarze Verfärbung am Zahnfleisch. Die Routinelaborparameter und die Oberbauchsonografie ergaben keinen pathologischen Befund. Allerdings war die Bleikonzentration im Blut mit 81 ng/dl (Normalbereich <10 ng/dl) mehr als achtfach erhöht. Der Patient wurde stationär aufgenommen und einer Chelattherapie mit Penicillamin unterzogen. Bei der Entlassung zwei Wochen später waren die Bauchschmerzen und die Bleikonzentration im Blut zurückgegangen. Auch der Bleisaum am Zahnfleisch war verschwunden. Man beriet den Mann bezüglich einer möglichen Intoxikation an seiner Arbeitsstelle. Welche Folgen das für den Arbeitgeber hatte, wird nicht mitgeteilt.

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Burton’s line (Bleisaum) bei einem 18-jährigen indischen Patienten.

© New. Engl. J. Med. 2012; 367: 937

Kommentar

Bleivergiftungen sind in Entwicklungsländern nicht selten und kommen meistens bei den Beschäftigten von Firmen vor, die Batterien und Plastikschrott verarbeiten oder Kontakt zu Druckerschwärze, bleihaltigen Farben oder Keramikprodukten haben. Die giftigen Abfälle der Industriestaaten werden nicht selten auf Kosten der Gesundheit der Bevölkerung in den Entwicklungsländern entsorgt. Henry Burton konnte seine Beobachtung des Bleisaums (Burton´s line) Anfang des 19. Jahrhunderts noch in England machen.