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Prof. Dr. med. H.-C. Diener Klinik für Neurologie, Universitätsklinik Essen

_ Die prospektive, placebokontrollierte und multizentrische Studie randomisierte Patienten im Alter zwischen 18 und 80 Jahren, wenn sie einen plötzlichen Hörsturz — definiert als eine Hörminderung um mehr als 30 dB — hatten und innerhalb einer Woche in die Studie aufgenommen werden konnten. In der Verumgruppe begann die Therapie mit 60 mg Prednisolon für drei Tage, dann wurde täglich um 10 mg reduziert. Patienten, die nach Tag 8 noch Hörstörungen hatten, wurden bis zum Tag 30 mit 10 mg Prednisolon täglich weiter behandelt. Der primäre Endpunkt war die Verbesserung des Hörvermögens am Tag 90.

47 Patienten erhielten Prednisolon und 46 Placebo. Das mittlere Alter der Patienten betrug 55 Jahre. Etwa zwei Drittel der Patienten klagten initial über Tinnitus und ein Viertel über Drehschwindel. Der Abfall des Hörvermögens betrug im Mittel 64 dB. Nach acht Tagen hatte sich das Hörvermögen in der Prednisolongruppe um 25 dB verbessert, in der Placebogruppe um 26 dB. Nach 90 Tagen hatte sich das Hörvermögen in der Verumgruppe um 39 dB, in der Placebogruppe um 35 dB verbessert. Beide Unterschiede waren statistisch nicht signifikant.

Die Autoren untersuchten auch prospektiv Prädiktoren für einen guten oder schlechten Outcome. Dabei zeigte sich, dass begleitender Drehschwindel und Entzündungszeichen im Labor negative Prädiktoren waren.

Schlussfolgerungen: Kortikosteroide sind in der Therapie des akuten Hörsturzes unwirksam.

Kommentar

Diese wichtige und gut durchgeführte Studie zeigt, dass Kortikosteroide zur Behandlung des idiopathischen Hörsturzes unwirksam sind. Dies ist bemerkenswert, da sowohl für die Neuritis vestibularis als auch für die periphere Fazialisparese eine Wirkung von Kortikosteroiden gegenüber Placebo nachgewiesen wurde. Ob dies nun durch eine unterschiedliche Pathophysiologie oder durch die relativ geringe Zahl der Patienten in der Studie bedingt ist, bleibt ungeklärt.