Das 4:4, das die deutsche Nationalmannschaft kürzlich gegen Schweden erzielte, mag eine Blamage für die Kicker sein. Für den häuslichen Frieden ist es das ideale Ergebnis, behaupten jedenfalls Wissenschaftler der University of East London. Bei einem eindeutigen Ergebnis — und dabei ist es egal, ob die favorisierte Mannschaft gewinnt oder verliert — nimmt nämlich die häusliche Gewalt signifikant zu.
_ Am 27. Juni 2010 traf im Stadion vom Bloemfontein (Südafrika) die deutsche Fußballnationalmannschaft im Achtelfinale der Fußball WM auf das Team aus England. Mit 4:1 gewann die deutsche Mannschaft das Duell und brachte England die höchste Niederlage bei einer WM bei. Im Zuge der Niederlage der englischen Nationalmannschaft gegen Deutschland stieg die Rate häuslicher Gewalt in England unmittelbar um 31,5% im Vergleich zum gleichen Tag im Vorjahr an (nach Daten von 33 der 39 Polizeidistrikte in England).
Der gewalttätige Ausschlag in den Polizeistatistiken ist kein Einzelfall. Bei den Spielen der englischen Nationalmannschaft bei der WM in Südafrika zeigt sich ein eindeutiges Muster: Immer wenn die englische Mannschaft ihr Spiel gewann oder verlor, gingen bei der Polizei mehr Notrufe wegen häuslicher Gewalt ein (immer im Vergleich mit dem selben Tag im Vorjahr). Als England mit 1:0 gegen Slowenien gewann, verzeichnete die Polizei 27,7% mehr Fälle von häuslicher Gewalt, kaum weniger als nach der Niederlage gegen Deutschland. Produzierte die englische Mannschaft hingegen kein eindeutiges Ergebnis und spielte nur unentschieden, verzeichnete der Polizeibericht keinen Anstieg der Einsätze wegen Gewaltdelikten in den Haushalten. Beim 1:1 gegen die USA waren es 1,9% weniger als am gleichen Tag im Jahr zuvor. Beim 0:0 gegen Algerien waren es 0,1% mehr.
Kommentar
Wenn eine Partie keinen Sieger und Verlierer hat, seien weniger Emotionen im Spiel, so die Forscher. Ein klares Ergebnis putsche die Menschen hingegen auf, die ja mit hoher Wahrscheinlichkeit auch noch alkoholisiert seien — eine unselige Mixtur, wie die eindeutigen Daten zeigen. In Großbritannien sind 30% der Frauen und 17% der Männer wenigstens einmal in ihrem Leben Opfer häuslicher Gewalt. Während großer Sportereignisse wie einer Fußball WM, ist dieses Risiko besonders hoch.
Literatur
A. Brimicombe et al. (Chair of the Crime and Justice Statistics, Universty of East London (England), Centre of Geo-Information Studies; E-mail: a.j.brimicombe@uel.ac.uk.) Beware, win or lose: Domestic violence and the World Cup. First published online: 11 Oct 2012 , Significance 2012, 9 (5) 32–35:doi: 10.1111/j.1740-913.2012.00606.x
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Malberg, K. Fußball: Bei klaren Ergebnissen setzt es Prügel. MMW - Fortschritte der Medizin 154, 28 (2012). https://doi.org/10.1007/s15006-012-1332-4
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