_ Nur 10–15% der Patienten, die aufgrund des Verdachts auf eine Lungenembolie stationär eingewiesen werden, haben tatsächlich ein Gerinnsel in der Lunge. Niederländische Forscher haben nun eine Vorgehensweise getestet, mit der sich Lungenembolien auch in einer Hausarztpraxis zuverlässig ausschließen lassen.

In ihrer Validierungsstudie kombinierten sie den klinischen Wells-Score mit einer qualitativen D-Dimer-Bestimmung. Der Score setzt sich aus sieben Elementen zusammen, die mit Punkten belegt werden:

  1. 1.

    Klinische Zeichen und Symptome einer tiefen Venenthrombose (geschwollenes Bein und Schmerzen bei Palpation der tiefen Venen): 3 Punkte

  2. 2.

    Lungenembolie als wahrscheinlichste Diagnose: 3 Punkte

  3. 3.

    Herzfrequenz > 100 pro Minute: 1,5 Punkte

  4. 4.

    Immobilisation für mehr als drei Tage oder operativer Eingriff in den vorangegangenen vier Wochen: 1,5 Punkte

  5. 5.

    Lungenembolie oder tiefe Venenthrombose in der Anamnese: 1,5 Punkte

  6. 6.

    Hämoptyse: 1,0 Punkte

  7. 7.

    Malignom (in Behandlung, während der vergangenen sechs Monate therapiert oder palliative Situation): 1,0 Punkte.

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3 Punkte im Wells-Score: Tiefe Venenthrombose.

© Arteria photography

Als unverdächtig auf Lungenembolie gelten in der Literatur Werte ≤ 4 bzw. < 2.

Für den D-Dimer-Nachweis wurde ein Schnelltest verwendet, der auf Konzentrationen > 80 ng/ml mit einem Farbumschlag reagiert. Nicht interpretierbare Testergebnisse wurden als positiv gewertet.

An der Studie beteiligten sich 300 Allgemeinärzte und 598 Patienten mit Verdacht auf eine Lungenembolie. Bestätigt wurde die Verdachtsdiagnose schließlich bei 73 Patienten (12,2%). Mit der Kombination eines Wells-Scores ≤ 4 mit einem negativen D-Dimer-Testergebnis wurden 272 der 598 Patienten als Gruppe mit niedrigem Risiko klassifiziert (45,5%). Von diesen hatten vier dennoch eine Embolie — die Rate falsch negativer Ergebnisse betrug somit 1,5%. Insgesamt erreichte die Sensitivität dieser Kombination einen Wert von 94,5%. Die Spezifität lag bei 51%.

„Ein Wells-Score ≤ 4, kombiniert mit einem negativen qualitativen D-Dimer-Test, vermag eine Lungenembolie unter den Bedingungen des primären Versorgungssektors sicher und effizient auszuschließen“, so das Fazit der Autoren.