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Prof. Dr. med. H.-C. Diener Klinik für Neurologie, Universitätsklinik Essen

_ Es handelt sich um eine populationsbezogene Kohortenstudie von Patienten im Alter von 65 Jahren und älter, die zwischen 1998 und 2007 wegen Vorhofflimmern ins Krankenhaus eingewiesen wurden. Die Erhebung stützt sich auf die Datenbanken der Krankenhäuser, der nachbehandelnden Ärzte und der in der Folgezeit ausgestellten Rezepte. Der primäre Endpunkt war das Schlaganfallrisiko.

Die Kohorte bestand aus 39 398 Männern und 44 115 Frauen. Zum Zeitpunkt der Aufnahme in das Krankenhaus waren Frauen älter und hatten einen höheren CHADS2-Score (1,99 vs. 1,13). 30 Tage nach der Entlassung bekamen 58,2% der Männer und 60,6% der Frauen eine orale Antikoagulation mit Warfarin. Die Adhärenz an die Behandlung mit Warfarin war in beiden Behandlungsgruppen gut. Das Risiko eines Schlaganfalls betrug bei Frauen 2,02 pro 100 Patientenjahre, bei Männern 1,61 pro 100 Patientenjahre. Dieser Unterschied war statistisch signifikant. In einer multivariablen Regressionsanalyse hatten Frauen ein um 14% höheres Schlaganfallrisiko als Männer, auch wenn dies für andere Risikofaktoren und vaskuläre Erkrankungen korrigiert wurde.

Kommentar

Diese epidemiologische Studie belegt, was frühere Studien ebenfalls gezeigt hatten, dass nämlich ältere Frauen ein höheres Schlaganfallrisiko bei Vorhofflimmern haben als Männer. Daher ist es gerechtfertigt, weibliches Geschlecht in den Risiko-Score CHA2DS2-VASc2 aufzunehmen. Dies mag zum Teil daran liegen, dass Frauen im Alter über 75 Jahren signifikant seltener mit Vitamin-K-Antagonisten behandelt werden als Männer. Wenn sie mit Warfarin behandelt werden, ist die Adhärenz an die Behandlung deutlich besser als bei Männern. Mögliche Erklärungen für die Unterschiede könnten daran liegen, dass Frauen häufiger allein leben und dies dann gegebenenfalls die regelmäßige Kontrolle der INR-Werte erschwert.