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Der Allgemeinarzt ist die „eierlegende Wollmilchsau“ der Patientenversorgung.

© Klaus Rose

_ Die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM) hat bei ihrem Jahreskongress in Rostock ein Positionspapier mit 24 Punkten verabschiedet, in dem sie die hausärztliche Versorgung als „besten Schutz vor zu viel und falscher Medizin“ deklariert.

Die DEGAM will damit deutlich machen, was die Allgemeinmedizin leisten kann. Dies sei weit mehr, als viele Menschen „in ihren Köpfen drin haben“, erklärte DEGAM-Präsident Professor Ferdinand Gerlach. Untermauert wird dieser Anspruch im ersten der 24 Punkte, in dem Hausärzte angesichts der zunehmenden Spezialisierung und Fragmentierung der Gesundheitsversorgung als unverzichtbare „Generalisten“ bezeichnet werden.

Innere Medizin deckt nicht alles ab

Große Mehrheiten habe es auch für umstrittene Thesen gegeben, berichtet Gerlach. So heißt es in These 17, dass nur ein Facharzt für Allgemeinmedizin den hohen Ansprüchen einer hausärztlichen Praxis gerecht werden könne. Die Innere Medizin mit ihrer rein klinischen und internistischen Weiterbildung decke nur ein Drittel der allgemeinmedizinischen Beratungsanlässe ab. Allgemeinmediziner seien nicht primär „Organ- oder aufgabenzentriert, sondern sehen sich als Spezialisten für den ganzen Menschen.“

Die Mehrzahl aller Beratungsanlässe könne daher vom Hausarzt abschließend geklärt werden. Für Patienten sei es von unschätzbarem Wert, dass ein Hausarzt gleich mehrere Beratungsanlässe bei einem Arztkontakt abdecken könne.

Gerlach kommt es besonders darauf an, übergreifende Aspekte der Allgemeinmedizin darzustellen, die auch wissenschaftlich belegt werden. Gerlach: „Wir beteiligen uns dabei bewusst nicht am verbreiteten Schlechtreden des eigenen Fachs, sondern wollen konstruktive und zukunftsfähige Vorschläge zur Förderung der Allgemeinmedizin unterbreiten.“

Mit breiter Unterstützung kann die DEGAM vermutlich auch seitens der Krankenkassen rechnen. Nach Darstellung von Dr. Jens Baas, dem neuen Vorstand der Techniker Krankenkasse, könne die TK alle 24 Zukunftspositionen der DEGAM unterstreichen. Positiv sei vor allem, das die Thesen von einer anerkannten Fachgesellschaft kommen und daher evidenzbasiert seien.

Vor 20 Jahren, sagte Baas — der selber Arzt ist —, sei dies noch undenkbar gewesen, da das Fach damals wissenschaftlich kaum eine Rolle spielte und eher als „exotisch“ angesehen wurde.