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Eunuchen bei einer Demonstration in Indien.

© Xinhua/Imago

_ Aus Tierversuchen ist bekannt, dass eine Kastration und der damit verbundene Verlust an männlichen Sexualhormonen das Leben der betroffenen Tiere verglichen mit der Lebensspanne nicht kastrierter männlicher Artgenossen verlängert. Am Menschen ist das bisher wenig erforscht worden. Die Annahme, dass dies wenigstens zum Teil auf einen Mangel an Freiwilligen für einschlägige Studien zurückzuführen ist, dürfte nicht weit neben der Wahrheit liegen.

Koreanische Forscher haben deshalb einen historischen Kniff angewendet und sich in vergangenen Jahrhunderten umgesehen, wo die Kastration nicht unbedingt eine Sache der Freiwilligkeit gewesen war. Hierfür zogen sie die Daten der Yang-Se-Gye-Bo heran, eines zu Beginn des 19. Jahrhunderts niedergeschriebenen Stammbaums von Eunuchen über 13 Generationen. Stammbaum und Eunuchen klingt zunächst widersinnig, ist es aber nur halb. Denn in Korea war den Eunuchen die Heirat ebenso erlaubt wie das Adoptieren von Kindern — Mädchen oder kastrierte Knaben, versteht sich.

Aus der Genealogie ließen sich die Lebensspannen von 81 Eunuchen errechnen. Im Mittel wurden sie 70 Jahre alt, bei einem Bereich von 29 bis 109 Jahren. Damit verglichen wurden die Lebenszeiten von nicht kastrierten Männern aus drei Familien, die unter ähnlich privilegierten Umständen lebten wie die Eunuchen selbst. Das durchschnittlich erreichte Alter lag hier nur bei rund 56 Jahren, 14 Jahre weniger als bei den hodenlosen Zeitgenossen.

„Die Ergebnisse unserer Studie sprechen für eine Art Tauschgeschäft zwischen Reproduktion und Altern“, schreiben die koreanischen Forscher. Hiernach würde die Reproduktionsfähigkeit auf Kosten somatischer Reparaturmechanismen aufrechterhalten. Kurz: Testosteron senkt die Lebenserwartung. Ob diese Erkenntnis praktische Folgen haben und die Zahl der Hodenverweigerer steigen wird, bleibt abzuwarten.