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© Klaus Rose

_ Neulich sah ich einen Fernsehbeitrag über die Landärzte in Mecklenburg. Der Kollege hat im Dienst Hausbesuchsstrecken von bis zu 50 km (ein Weg!) zu bewältigen und suchte schon seit einem Jahr vergeblich nach einem Nachfolger. Begleitet von der Kamera fuhr er im Dienst 30 km, um einer Patientin mit Mamma-Karzinom eine Schmerzspritze zu verabreichen.Ich fragte mich, ob man hier nicht mit einer oralen Schmerzmedikation genauso weit gekommen wäre. Ob hier alles getan wurde, um den Nachtdienst zu entlasten? Wir Hausärzte sollten uns kritisch fragen, was wir zu unserer aller Gunsten ändern könnten. In derselben Nacht schaute der Kollege noch nach einem Kleinkind mit Ohrenschmerzen. Ist es zu viel verlangt, die Nacht abzuwarten, und dem Kind Ibuprofensaft zur Schmerzlinderung zu verabreichen? Ich kenne keine Leute, weder in der Generation meiner Eltern noch in meiner, die nachts bei Ohrenschmerzen ihres Kindes den Arzt aus dem Bett geklingelt hätten. Das tun nur die jungen Eltern von heute. Bin ich zu streng? Ich glaube nicht. Erst wenn der letzte Arzt auf dem Lande seine Praxis schließt, werden manche Patienten darüber nachdenken, ob sie nicht Mitschuld daran tragen, dass keiner sie betreuen will.