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Prof. Dr. med. R. Büchsel DRK Kliniken Berlin, Westend Klinik für Innere Medizin

_ Die chronisch entzündlichen Darmkrankheiten (CED) wie Morbus Crohn (MC) und Colitis ulcerosa (CU) entstehen wahrscheinlich als Folge einer Interaktion zwischen einer genetischen Prädisposition für eine ausgiebige immunologische Antwort und einer Antwort auf Umweltfaktoren, vor allem Darmbakterien. Antibiotika verändern die Darmflora: Die mikrobielle Besiedlung wird vermindert, bestimmte Bakterien sind davon besonders betroffen.

Die Universität von Manitoba verfügt über eine Sammlung epidemiologischer Daten von CED-Patienten. Der Antibiotikaverbrauch von 2234 Patienten mit CED wurde verglichen mit dem von 22 346 Kontrollpersonen.

Das Durchschnittsalter der betrachteten Patienten war 43 Jahre. 56% der CED-Patienten sowie 66% der Kontrollpatienten hatten in den zwei Jahren vor Diagnosestellung keine antibiotische Behandlung erhalten. 12% der CED-Patienten, dies entspricht 262 Fällen, hatten mehr als drei antibiotische Behandlungen in den beiden Jahren vor der Diagnose im Vergleich zu 7% (n= 1.527) der Kontrollpersonen.

Ähnliche Unterschiede zwischen Kontrollpersonen und Patienten ergaben sich in den drei, vier und fünf Jahren vor der Diagnose CED. Das Risiko, an einer CED zu erkranken, stieg durch wiederholte Antibiotikabehandlung auf das 1,5-fache an. Dies gilt sowohl für MC als auch CU. Bei mehr als drei Antibiotikabehandlungen ist das Risiko für CU höher als für MC. Der Einfluss der Antibiotikabehandlung auf die Entstehung von CED betraf alle Altersgruppen.

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Morbus Crohn: bei wiederholter Antibiotikagabe häufiger.

© H.-S.Füeßl

Kommentar

In dieser populationsbasierten Analyse ist eine mäßig ausgeprägte, aber konstant durch alle Altergruppen nachweisbare Assoziation zwischen Antibiotikagebrauch und dem Auftreten von CED nachweisbar. Ob es sich dabei um einen kausalen Mechanismus handelt, bleibt offen. Die Forderung nach einem sparsamen Umgang mit Antibiotika ist ernst zu nehmen, auch wenn weitergehende Untersuchungen über einen Zusammenhang von Darmflora und stattgehabten Antibiotika-Behandlungen im Zusammenhang mit der Entstehung von chronisch entzündlichen Darmkrankheiten fehlen.