Ist die FAME-II-Studie wirklich die „bahnbrechende“ Studie, als die sie in einer Pressemitteilung anlässlich ihrer Präsentation gefeiert wird? Hat sie wirklich den „wahren Wert“ der perkutanen Koronarintervention (PCI) bei stabiler KHK offenbart, indem sie einen „überwältigenden“ Unterschied im primären Studienendpunkt aufgezeigt hat?

Nicht bei allen Experten dürfte diese Einschätzung auf Zustimmung stoßen. Unbestritten ist, dass Koronarangioplastie und Stent-Implantation Symptome, Belastbarkeit und Lebensqualität von KHK-Patienten verbessern können. Faktum ist aber ebenso: Auch FAME-II liefert nicht den Beweis, dass die PCI bei stabiler KHK Todesfälle und Herzinfarkte verhindert.

Die Patientenrekrutierung ist wegen eines Unterschieds im „weichsten“ der Studienendpunkte vorzeitig gestoppt worden. Viele Experten sind darüber enttäuscht, wenn nicht gar erzürnt. Denn damit sehen sie die Chance vertan, mehr über den möglichen Effekt der PCI auf „harte Endpunkte“ zu erfahren.

Was an Nutzen bleibt, ist eine Reduktion ungeplanter Klinikeinweisungen wegen „dringlicher“ Revaskularisationen. Doch wie dringlich waren diese Einweisungen? Das ist die entscheidende Frage. Ging es dabei um Leben und Tod der Patienten oder zumindest um die Verhinderung eines Herzinfarkts? Anscheinend nicht.

Zu bedenken ist: In der Gruppe mit alleiniger Medikation war Ärzten und Patienten bewusst, dass Koronarstenosen bestanden, die nicht per PCI angegangen wurden. Möglicherweise haben deswegen bestehende Sorgen als Triebkraft für die in dieser Gruppe beobachtete Zunahme von Klinikeinweisungen zur Revaskularisation gewirkt.

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Verhindert der Stent auch Todesfälle und Infarkte?

© Hemera / Thinkstock

Prävention dient, simpel gesagt, dazu, Schlimmeres zu verhüten. Wenn aber das zu Verhindernde weitgehend dem gleicht, womit es verhindert wird, macht die Rechnung keinen Sinn. Sie lautet dann nämlich: Ich implantiere Stents, um Stentimplantationen zu verhindern. Das klingt nicht gerade logisch.