_ Pfeifen ist ein harter Job: Nicht nur Spieler und Publikum machen den Schiedsrichtern zu schaffen, viele von ihnen sind auch von Verletzungen geplagt.

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Ein Job für harte Männer ...

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Oberschenkel- und Wadenzerrungen, Sprungelenksstauchungen, Beschwerden an Knien und Achillessehnen — wer den Katalog von Verletzungen beim Fußball betrachtet, die eine Gruppe von Sportmedizinern um Matthew Weston (Middlesbrough/GB) unlängst im Journal „Sports Medicine“ aufgelistet hat, denkt zuerst an stürmende oder verteidigende Hochleistungsprofis. Gemeint waren aber keineswegs die Kicker selbst, sondern die Damen und Herren in Leitungsposition: die Schiedsrichter.

Problematisch ist vor allem die Überanstrengung. Bei der Fußball-WM 2006 in Deutschland mussten sich immerhin 30% der Pfeifenmänner wegen muskuloskeletaler Beschwerden in medizinische Behandlung begeben. In anderen Untersuchungen wurde Überbeanspruchung für mehr als 70% der Verletzungen von Schiedsrichtern verantwortlich gemacht. Zwar müssen die Spielleiter nicht im fußballüblichen Stoppen-Schauen-Schießen geübt sein, doch auch ihr Repertoire an Bewegungen ist durchaus beachtlich. Schnelle Wechsel der Bewegungsrichtung und Laufen in unterschiedlichen Geschwindigkeiten — große Strecken davon rückwärts — gehen auf die Knochen. Rückenbeschwerden und Probleme an den unteren Extremitäten sind laut Weston und Kollegen häufige Folgen.

Den Daten zufolge bringt es ein Schiedsrichter im Durchschnitt auf 20,8 Verletzungen pro 1000 Stunden Fußball. Spieler erreichen eine Quote von 68,7/1000 Stunden. Für die geringere Rate der Schiris haben die Wissenschaftler eine einleuchtende Erklärung: „Kontaktverletzungen spielen bei Schiedsrichtern eine untergeordnete Rolle“, schreiben sie.

Doch darauf sollten sich die Schiris nicht allzu sehr verlassen, wie das Relegationsspiel Fortuna Düsseldorf gegen Hertha BSC Mitte Mai gezeigt hat. Hertha-Profi Levan Kobiashvili war mit der Spielleitung von Schiedsrichter Wolfgang Stark nicht ganz einverstanden gewesen und hatte nach dem Schlusspfiff den persönlichen Kontakt gesucht — durchaus in verletzender Absicht: „Der Spieler Kobiashvili hat mit ausgestreckter Faust in meine Richtung geschlagen. Ich habe mich weggeduckt, bin dann am Hinterkopf getroffen worden. Einzig das Treppengeländer verhinderte einen Sturz, und das wären fünf bis sechs Meter gewesen“, berichtete Stark laut „Berliner Morgenpost“. Vor der Relegation war Kobiashvili von seinem Trainer „als fairster Spieler seit dem Zweiten Weltkrieg“ bezeichnet worden.